Kugelsammler aus Kroatien
Während Österreichs Athleten bei der Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen die großen Abräumer waren, hat die internationale Konkurrenz das Geschehen im Weltcup bestimmt. Zahlreiche neue Sterne am Skihimmel sorgten für bunte Abwechslung an jedem Rennwochenende. Star der Saison war der Kroate Ivica Kostelic.
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Der 31-Jährige stahl den „großen“ Skinationen Österreich und Schweiz die Schau und trat als Weltcup-Gesamtsieger in die Fußstapfen seiner Schwester Janica. Bei den Damen hielt der schon vor der Saison angekündigte Zweikampf zwischen Maria Riesch und Lindsey Vonn alles, was er im Vorfeld versprochen hatte. Mit Riesch und Kostelic strahlten in dieser Saison erstmals neue Gesichter mit der großen Kristallkugel für die Gesamtweltcup-Sieger um die Wette. Die 26-jährige Deutsche beendete mit nur drei Punkten Vorsprung die dreijährige Herrschaft der US-Amerikanerin.
„Superjänner“ bringt Kugel
Kostelic stellte mit einem „Superjänner“ hingegen vorzeitig die Weichen auf Weltcup-Triumph. Sieben Siege und 999 Punkte holte der 31-Jährige im ersten Monat des Jahres in 14 Rennen und brachte schließlich mit 1.356 Zählern vor Cuche (956) erstmals die große Kugel bei den Herren nach Kroatien. „Erstaunlicher Kostelic“, meinte dazu ÖSV-Chef Mathias Berthold. „Er hat sich die Kugel zu Recht verdient, er war über alle Disziplinen plötzlich ganz stark.“

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Ivica Kostelic schaffte in dieser Saison den Sprung zum kompletten Skifahrer.
Kostelic durfte sich am Ende auch als erfolgreichster Kugelsammler feiern lassen. Neben dem Gesamtweltcup triumphierte der Kroate auch noch in der Slalom- und Kombinationswertung und fügte der Familiensammlung drei weitere Kristallkugeln hinzu. Damit zog Kostelic mit Schwester Janica in Sachen Spezialwertungen gleich. Die 2007 zurückgetretene Ausnahmekönnerin hat ihrem Bruder jedoch noch zwei weitere Gesamtsiege voraus. Ivica wurde am Montagabend in Zagreb begeistert gefeiert. Video dazu in iptv.ORF.at
Kampf der Freundinnen
Das Duell Riesch - Vonn um den Gesamtsieg bei den Damen war nicht nur auf der Piste ein Kampf auf Biegen und Brechen. Die beiden Freundinnen entfernten sich privat immer mehr voneinander, die persönlichen Untergriffe nahmen mit fortlaufender Saison zu. Gegen Ende lagen bei beiden Läuferinnen die Nerven blank. „Ich hatte es schon irgendwie immer im Gespür diese Saison, wenn ich mal besser war oder wenn sie gemerkt hat, es wird eng für sie. Irgendwie hing da ein Schatten drüber und jetzt, nachdem alles vorbei ist, hat es sich bewahrheitet“, meinte Riesch.
Die Deutsche ärgerte sich über mögliche Schuhtricksereien ihrer Konkurrentin, Vonn gab nach wetterbedingten Absagen beim Saisonfinale in Lenzerheide die schlechte Verliererin. Die deutsch-amerikanischen Skibeziehungen liegen nach dem Saisonfinale auf Eis, gemeinsame Weihnachtsfeiertage dürften der Vergangenheit angehören. Selbst die Zusage Vonns, zur Hochzeit ihrer Freundin Riesch zu kommen, gilt nun nicht mehr als fix.
Mehr Dichte am Skihimmel
Die abgelaufene Saison lieferte auch den Beweis, dass die Dichte im Skisport immer größer wird. Zahlreiche neue Gesichter wie die Deutsche Viktoria Rebensburg, Tessa Worley aus Frankreich, ihr Landsmann Adrien Theaux und der Schweizer Beat Feuz trugen sich erstmals in die Siegerlisten des Weltcups ein. Rebensburg und Worley lieferten sich im Riesenslalom einen beherzten Kampf und teilten die sechs ausgetragenen Rennen schwesterlich untereinander auf. Am Ende durfte jedoch die 21-jährige Olympiasiegerin vom bayrischen Tegernsee über die kleine Kristallkugel jubeln.

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Eine Aufsteigerin der Saison: RTL-Siegerin Viktoria Rebensburg.
Bei den Herren schlug vor allem bei der Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen die große Stunde der Außenseiter. Der Kanadier Erik Guay raste in der Abfahrt überraschend zu Gold, der Südtiroler Christof Innerhofer adelte sich im Super-G zum „Winnerhofer“. Wie immer hoch war die Dichte im Weltcup im Slalom. Bei zehn Bewerben gab es sieben verschiedene Sieger. Nur Gesamtweltcup-Sieger Kostelic, Weltmeister Jean-Baptiste Grange und Mario Matt konnten sich zweimal - und das immer in Serie - in die Siegerliste eintragen.
FIS als Spielverderber
Für Unmut bei Fahrern und Fans sorgte immer wieder der Internationale Skiverband mit seinen Entscheidungen. Auf Kritik der Athleten an zu gefährlichen Abfahrtspisten reagierte man bei der FIS mit „Maulkorberlässen“ oder, wie im Fall von Didier Cuche in Kvitfjell, mit Geldstrafen. Auch beim Weltcup-Finale in Lenzerheide sorgte eine Entscheidung der FIS für heftige Diskussionen.
Der Kampf um den Gesamtsieg bei den Damen wurde nach der wetterbedingten Absage des Riesentorlaufs am grünen Tisch zugunsten von Riesch entschieden und brachte die Fans damit um einen spannenden Showdown zwischen der Deutschen und ihrer Verfolgerin Vonn. Kleiner Trost: Immerhin der für den Weltcup unwichtige Teambewerb ging am Sonntag in Lenzerheide bei strahlendem Sonnenschein über die Bühne.
Karl Huber, ORF.at
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