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Nadal möchte erstmals Titel verteidigen

Am Montag beginnt das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt - Wimbledon sieht seine 125. Jubiläumsauflage. Roger Federer und Rafael Nadal teilen sich bei diesem mit 16,4 Millionen Euro dotierten Event seit 2003 eine Art „Doppelregentschaft“. Der sechsfache Triumphator aus der Schweiz will den Pete-Sampras-Rekord mit Titel Nummer sieben einstellen.

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Federer war 2010 erstmals nach seinem Premierenerfolg nicht im Endspiel gestanden. Und Nadal könnte zum ersten Mal einen Wimbledon-Titel verteidigen, denn 2009 konnte er wegen einer Verletzung nicht antreten. Achtmal in Folge stand zumindest einer der beiden Protagonisten im Endspiel auf dem „heiligen“ Rasen, von den drei direkten Duellen im Finale gewann Federer zwei.

Rafael Nadal mit Wimbledon-Pokal 2010

AP/Anja Niedringhaus

Nadal will seinen Titel verteidigen.

Duo kann Serie durchbrechen

Das denkwürdige, schon bei eintretender Dunkelheit beendete Endspiel 2008 war aber mit 6:4 6:4 6:7 (4/7) 6:7 (8/9) 9:7 an Nadal gegangen. Novak Djokovic und Andy Murray, beide Halbfinalisten 2010, sind aber drauf und dran, diese Serie zu durchbrechen. Vorjahresfinalist Tomas Berdych aus Tschechien scheint derzeit eher nicht in der Lage zu sein, sein Kunststück aus dem Vorjahr zu wiederholen.

Die Top Vier in der Weltrangliste schafften es auch bei den French Open vor zwei Wochen ins Halbfinale. Das Quartett war nach den Anstrengungen auf Sand in Paris zuletzt nicht topfit bzw. hat sich wohl auch deswegen etwas geschont. Nadal zeigte sich im Londoner Queen’s Club nicht in Bestform, Paris-Finalist Federer ließ wegen Leistenproblemen das Rasenturnier in Halle aus, Djokovic fehlte wegen einer Knieentzündung in Queen’s.

Erster britischer Sieg nach 75 Jahren?

Einzig Murray feierte die perfekte Wimbledon-Vorbereitung mit einem Queen’s-Triumph, hatte zuvor aber Probleme mit dem Knöchel gehabt. Ob er am 2. Juli sein erstes Wimbledon-Finale bestreitet und seinem Land so nach 75 Jahren (Fred Perry triumphierte 1936) endlich den ersten Grand-Slam-Titel ermöglicht? Bei den Australian Open konnte ihn heuer im Endspiel nur Djokovic stoppen. Letzterer wird im Südwesten von London seinen Run auf den Tennisthron fortsetzen, dem Serben fehlen nur 65 Punkte auf Leader Nadal.

Fred Perry bei seinem Triumph in Wimbledon 1936

AP

Fred Perry war der letzte Brite, der die All England Championships gewann.

Nadal ist also wie schon in Paris zum Siegen verdammt, aber selbst, wenn es ihm erneut gelingt: Heißt sein Finalgegner Djokovic, ist der heuer schon siebenfache Turniersieger nach 41:0-Siegen in diesem Jahr (bis zum Halbfinale in Paris) erstmals Nummer eins der Welt. Doch schon in Paris war Federer beinahe der lachende Dritte. Der 29-Jährige hat sich zuletzt enorm gesteigert. „Wimbledon ist für mich immer das wichtigste Ziel des Jahres“, sagte Federer im Vorfeld. „Dort hat 2003 alles für mich begonnen, darum komme ich immer wieder gerne zurück.“

Damen-Turnier im Schatten der Williams-Schwestern

Bei den Damen stehen die Weltranglistenerste Caroline Wozniacki, die French-Open-Siegerin Li Na, Maria Scharapowa (Wimbledon-Siegerin 2004) oder auch die Vorjahresfinalistin Wera Swonarewa wohl ganz im Schatten von zwei Damen: Die Williams-Geschwister Serena und Venus feiern nach Eastbourne nun auch ihr Comeback auf Major-Ebene nach langen Verletzungspausen. Für Serena und Venus gilt dasselbe wie für Federer und Nadal - auch die Schwestern haben im „Tennismekka“ sogar schon seit 2000 dominiert.

Venus ist fünffache, Serena vierfache Wimbledon-Siegerin. Nur Scharapowa und die mittlerweile zurückgetretene Amelie Mauresmo (2006) unterbrachen die Regentschaft der beiden US-Amerikanerinnen in den vergangenen elf Jahren. Viermal standen einander die Williams-Schwestern im Finale gegenüber. Serena Williams ist zwar Titelverteidigerin, doch der 13. Grand-Slam-Titel vor fast einem Jahr brachte ihr kein Glück: Zunächst trat sie kurz nach dem Triumph bei einer Feier in eine Glasscherbe und musste in der Folge zweimal operiert werden, dann war Serena sogar in Lebensgefahr, als sie Ende Februar eine Lungenembolie erlitt.

Clijsters muss verletzt absagen

Eine Fußverletzung zwang die Australian-Open-Siegerin und Nummer zwei der Welt, Kim Clijsters, zur Absage. Womit die US-Amerikanerinnen eine mögliche Herausfordererin weniger auf ihrer Liste haben. Beiden Afroamerikanerinnen ist es jedenfalls zuzutrauen, trotz der langen Auszeit wieder ganz oben mitzuspielen. Was dem Damentennis wohl nicht ganz zu Unrecht auch als Spiegelbild eines nicht allzu hohen Niveaus vorgehalten werden könnte.

Beide Williams haben jedenfalls schon bewiesen, dass auch schlechtere Rankings sie nicht stoppen können. 2007 holte Serena Williams den Melbourne-Sieg als Nummer 81 der Welt, sechs Monate später war Venus als Nummer 23 des Turniers in Wimbledon erfolgreich. Venus ist auch heuer als 23. gesetzt, Serena ist die Nummer sieben.

Zum 125-Jahre-Jubiläums Wimbledons gibt es wie in den vergangenen Jahren auf der altehrwürdigen Anlage an der Church Road wieder Neuerungen: Nach der Überdachung des Center Courts vor einigen Jahren eröffnet am Montag der Herzog von Kent den neu gebauten Court 3, der auf dem früheren Platz zwei - bekannt als „Friedhof der Stars“ - errichtet wurde. Das Ministadion fasst 2.000 Zuschauer.

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