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Erste Schwünge nach Verletzung

Sechs Monate und einen Tag nach seiner schweren in Garmisch-Partenkirchen zugezogenden Knieverletzung ist Benjamin Raich auf dem Tiefenbachferner in Sölden erstmals wieder auf Skiern gestanden. Betreut von Herren-Cheftrainer Mathias Berthold, Vater Luis und seinem Physiotherapeuten Robert Weber zog der zweifache Olympiasieger von Turin 2006 seine ersten Schwünge.

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Der 33-Jährige versuchte sich auf einem eigens für ihn präparierten Hang auf dem Gletscher. Am 16. Februar 2011 hatte sich Raich im Mannschaftsbewerb der alpinen Skiweltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen ohne Sturz einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen und wurde in Innsbruck von Karl Golser und Gernot Sperner operiert.

Erst rutschen, dann schwingen

Es war die erste schwere Verletzung in der 14-jährigen Karriere des 33-jährigen Allrounders. Der erste Test auf Schnee verlief problemlos. Um 3.30 Uhr begann der Trainingstag für Raich im Pitztal, um 5.30 Uhr war er auf dem Gletscher angekommen. Kurz musste noch gewartet werden, bis etwas Tageslicht kam, ehe Raich unter tiefblauem Himmel seine ersten Schwünge fuhr.

Benjamin Raich hält sich an Schneemobil fest

APA/EXPA/Johann Groder

Raich auf dem Weg zu seinen ersten Schwüngen nach der Knieverletzung

„Das Gefühl war sofort wieder da“, sagte Raich nach dem knapp zweieinhalbstündigen ersten Schneetraining: „Zuerst bin ich etwas gerutscht, aber dann habe ich schon mit dem ersten Linksschwung begonnen.“ Raich hatte sich in seiner Rehabilitation bewusst zurückgenommen, wollte nichts überstürzen und zeigte viel Geduld.

„Wie einem jungen Adler“

„Mit der Brechstange hätte ich wahrscheinlich schon vor zwei Monaten fahren können, aber das wäre sinnlos gewesen“, sagte er. Lieber habe er seine Kondition, seine Feinmotorik, seinen Körper und seine Technik von Grund auf neu aufgebaut. Deshalb verzichtete er auch auf das gemeinsame Mannschaftstraining in Argentinien.

Benjamin Raich mit Trainer Mathias Berthold

APA/EXPA/Johann Groder

Cheftrainer Berthold (r.) begleitete Raich bei seinem Comeback

Den ersten Skitag fieberte er mit Spannung entgegen: „Mir ging es wie einem jungen Adler, der genug gegessen hat, fit genug ist und weiß, dass er schon fliegen kann. Aber die Mama lässt ihn noch nicht“, sagte Raich und fügte an. „Und dann kommt der Tag, an dem er erstmals fliegen darf, die erste Flügelschläge noch etwas unbeholfen sind. Und wenn er dann in der Luft ist, ist es ein Hammergefühl.“

Start in Sölden wackelt

Die Ungewissheit sei da, die Freude dann umso größer gewesen: „Ich hatte keine Probleme und keine Schmerzen.“ Ob Raich schon beim Saisonauftakt Ende Oktober um Weltcup-Punkte mitfahren wird, ließ er offen. „Auch wenn zwei Monate bis dahin keine lange Zeit sind, wenn es sich ausgeht, will ich schon starten. Die Form muss halt schon passen“, betonte Raich.

Vorerst werde im Training das Augenmerk vermehrt auf Slalom und Riesentorlauf gelegt, aber auch das Thema Super-G sei nicht abgehakt. Wenn möglich, will er beim Weltcup in Lake Louise (CAN) bereits das erste Speed-Training absolvieren. Inzwischen wird aber weiterhin auf dem Gletscher im Ötztal trainiert. Wenn es zu warm wird und die Bedingungen auf dem Tiefenbachferner nicht mehr passen, will Raich nach Zermatt (SUI) oder aufs Stilfser Joch (ITA) ausweichen.

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