Südpol-Abenteuer und Modeschöpfer
Am Abend des 24. August 2001 hat die Nachricht viele entsetzt: Skistar Hermann Maier erlitt bei einem Motorradunfall einen offenen Unterschenkelbruch im rechten Bein. Der unbezwingbare „Herminator“ war mit einem Schlag zum Menschen geworden. Seine Karriere stand an der Kippe. Doch der heute 38-Jährige kämpfte sich zurück und sorgt zehn Jahre später als Modeschöpfer für Schlagzeilen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

APA/picturedesk.com/Alois Furtner
Maiers Leidenschaft wurde ihm beinahe zum Verhängnis
Am Mittwoch vor zehn Jahren sah es so aus, als ob Maier früher als geplant ein Leben nach der Karriere beginnen müsste. Nach einem Überholmanöver mit seinem Motorrad wurde der Salzburger bei Radstadt von einem falsch abbiegenden deutschen Autofahrer gerammt. Maier wurde sieben Stunden an seinem verletzten Bein operiert. Die Gefahr einer Amputation konnte erst nach zwei Tagen gebannt werden.
„Wunder von Kitzbühel“
Der Doppelolympiasieger von 1998 und zweifache Weltmeister von 1999 stand am Zenit seiner Karriere vor der vorzeitigen Pension. Doch Maier kämpfte sich zurück. Bereits im Dezember 2001 stand der Salzburger wieder auf Ski, im Jänner 2002 begann der „Herminator“ bereits wieder mit rennmäßigem Training. Ein Jahr später feierte Maier sein Comeback im Weltcup.
Am 27. Jänner 2003 gelang dem Salzburger das „Wunder von Kitzbühel“. Der gelernte Maurer gewann den Super-G auf der Streif und stand damit 688 Tage nach seinem letzten Erfolg wieder ganz oben auf dem Podest. „Heute schmeckt der Sieg a bisserl salzig“, sagte Maier mit Hinweis auf die Tränen nach seinem überraschenden Triumph. Bei der WM in St. Moritz krönte der Salzburger seine Rückkehr mit Silber im Super-G hinter Stephan Eberharter.
54 Siege und ein „Jahrhundertsturz“
In der folgenden Saison holte sich Österreichs erfolgreichster Skifahrer aller Zeiten zum vierten Mal den Gesamtweltcup und bezeichnete den Sieg als „noch ein bisschen mehr wert als mein Olympiasieg in Nagano.“ 2005 sicherte sich der Salzburger erstmals in seiner Karriere in Bormio WM-Gold im Riesenslalom. Maier hob auch die Bedeutung seines Unfalls für seine Karriere gerne hervor. „Ohne den Unfall würde ich nicht mehr fahren, wäre ich zu gesättigt“, meinte Maier später in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vor den Olympischen Spielen 2006 in Turin.
2009 zog der Salzburger einen Schlussstrich unter seine einzigartige Karriere. Maier hatte zwischen 1996 und 2009 insgesamt 54 Weltcup-Siege gefeiert. Sein Motorradunfall und der „Jahrhundertsturz“ in der Olympiaabfahrt von Nagano 1998, wo er nur wenige Tage später Gold im Super-G gewann, trugen neben den Erfolgen wesentlich zum Mythos bei. Nach seinem beinahe fatalen Unfall bei Radstadt zeigte sich der 38-Jährige nach Erfolgen im Gegensatz zu früher bescheidener.

GEPA/Wolfgang Grebien
54-mal hatte die Konkurrenz im Weltcup gegen Maier das Nachsehen
Neues Modelabel
Der vierfache Sportler des Jahres leidet nach wie vor an den Folgen des Unfalls, den er einst als „Zeichen von oben“ deutete: „Man kann meine Beine links und rechts nicht mehr vergleichen.“ Maier selbst frischt die Erinnerungen daran aber nicht mehr auf, sondern widmete sich nach seinem Karriereende anderen Projekten. Rund um den Jahreswechsel 2010/11 kämpfte sich der ehemalige Superstar gemeinsam mit Ö3-Mikromann Tom Walek zum Südpol, ab Herbst ist der Mann aus Flachau auch als Modeschöpfer zu bewundern.
Mitte Oktober kommt Maiers Wintersport-Bekleidungskollektion auf den Markt. In Kooperation mit einem Sportartikelhändler wurde eine Winterbekleidungslinie entwickelt. Entstanden ist ein Label für Damen, Herren und Kinder. Laut Eigenwerbung sticht die „Herminator“-Kollektion sogar jene von Lasse Kjus aus. Der Norweger dürfte also wie einst auf den Skipisten der größte Konkurrent des Salzburgers sein.
Karl Huber, ORF.at
Link: