„Antauchen brauchst hier nicht wirklich“
Der Super-G (Samstag, 19.00 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) ist nach der Abfahrt vom Freitag der zweite Speedbewerb der Herren-Weltcuprennen in Beaver Creek. Für nicht wenige Klasseläufer ist er sogar der „Königsbewerb“ auf der berühmten Raubvogelpiste. Denn der obere, 25 Sekunden lange Flachteil der Abfahrt entfällt völlig.
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Dafür geht es beim im Steilhang gestarteten Super-G gleich von der ersten Sekunde an mächtig zur Sache. „Es würde reichen, wenn dich der Masseur rausschubst. Antauchen brauchst hier nicht wirklich“, witzelte Hannes Reichelt, seines Zeichens zweifacher Super-G-Sieger (2005 und 2007) in Beaver Creek.

GEPA/M. Oberlaender
Reichelt & Co. hatten die Piste zuletzt stets gut im Griff
Vier der letzten fünf Rennen an den ÖSV
Die Österreicher sind die erfolgreichsten Läufer der jüngeren Vergangenheit, von den vergangenen fünf Super-G-Bewerben in Beaver gingen die Siege durch Stephan Görgl (2004), Reichelt (2005 und 2007) sowie im Vorjahr Georg Streitberger gleich viermal an den ÖSV. 2008 gewann Svindal, 2006 und 2009 hatte man die Strecke mit Super-Kombinationen „entweiht“.
Das Kopfschütteln der Rennfahrer darüber ist Vergangenheit, denn die wilde Piste in den Rocky Mountains ist perfekt für die zweitschnellste Alpindisziplin. Vizeweltmeister Reichelt ist zwar mittlerweile auch in der Abfahrt zu einem Klasseläufer gereift, sein stärkster Bewerb ist und bleibt aber der Super-G. „Das ist meine Disziplin hier“, gab Reichelt zu. 2005 hatte er Windglück, 2007 raste er mit Nummer eins zum Sieg vor Mario Scheiber und Christoph Gruber.
„Heißes Eisen“ Streitberger
Im Vorjahr gelang dann Streitberger ebenfalls mit einer frühen Startnummer (6) sein zweiter Weltcupsieg, nachdem der erste drei Jahre davor noch vom schweren Kvitfjell-Unfall seines Freundes Mathias Lanzinger überschattet gewesen war.
Danach hätte ohne Schienbeinkopfbruch wohl „Streitl“ die Disziplinenkugel gewonnen und nicht doch noch der Schweizer Didier Cuche. „Mein Topfavorit ist daher auch heuer der Georg“, traut Reichelt seinem Salzburger Landsmann trotz Trainingsrückstands schon wieder viel zu. Streitberger selbst gab sich zurückhaltend, in Lake Louise war er zudem ausgefallen.
„Ich will aber im Super-G wieder ganz vorne mitfahren in diesem Winter. Dazu musst du mehrmals im Jahr auf das Podium fahren“, erklärte der Maishofener und konnte seine Vorfreude auf den nächsten Ritt über die spektakuläre Raubvogelpiste kaum verhehlen. „Hier geht’s von oben bis unten zur Sache.“ Ob der Super-G-Sieger der wahre König der Birds of Prey sei? "Streitberger: „Ich müsste das aus meiner Sicht fast sagen. Aber die Abfahrt hat sicher noch immer einen höheren Stellenwert.“

GEPA/Christian Walgram
Raich hielt sich beim Saisonstart noch etwas zurück
Auch Raich steigt ein
Benjamin Raich steigt mit dem Super-G in die Beaver-Rennserie ein, danach hat er noch zwei Riesenslaloms und einen Spezialslalom zu absolvieren. Deshalb ließ Raich auch die Abfahrt aus, absolvierte nur einen Trainingslauf zum Kennenlernen des Terrains. Der Tiroler war mit Platz 19 im Sölden-Riesentorlauf gestartet, in Kanada war er zweimal 21. geworden. Stets Weltcup-Punkte also, aber für einen Topläufer wie ihn trotz langer Verletzungspause nicht das Gelbe vom Ei.
„Erwarten kann ich mir in meiner Situation gar nichts“, sagte Raich vor seinem vierten Weltcup-Rennen nach dem Kreuzbandriss im vergangenen Februar. „Ich will dieses Wort nicht überbelasten, aber ich habe nach wie vor Rückstand“, erklärte der Pitztaler. Er sagte aber auch: „Ich bin gut drauf, das trau ich mich zu sagen. Aber wenn es dann zur Sache geht, ist das wieder etwas ganz anderes.“
Berthold fordert Steigerung ein
In Beaver Creek bekommt das gleiche ÖSV-Team wie in Lake Louise die Chance. „In Kanada haben unsere Hoffnungsträger nicht das gebracht, wozu sie in der Lage sind“, forderte Herrenchef Mathias Berthold vor allem von Romed Bauman und Co. eine deutliche Steigerung gegenüber der von Svindal, Cuche, Adrien Theaux und dem immer noch angeschlagenen Weltmeister Christof Innerhofer (ITA) angeführten Konkurrenz.
Dafür hatten in Kanada die Jungen im ÖSV ganz stark aufgezeigt. „Das hier ist jetzt eine ganz andere Situation. Aber ich hoffe, dass sie mit dem gewonnenen Selbstvertrauen wieder gute Ergebnisse bringen“, sagte Berthold und legte die Latte hoch. „Wir haben hohe Ansprüche und wollen gewinnen. Ich weiß, wenn unsere Jungs gut fahren, können und werden sie siegen.“
Das ÖSV-Team für den Super-G in Beaver Creek: Klaus Kröll, Romed Baumann, Georg Streitberger, Joachim Puchner, Hannes Reichelt, Benjamin Raich, Matthias Mayer, Max Franz, Bernhard Graf, Otmar Striedinger, Manuel Kramer.
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