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„Pfiffe machen es nicht leichter“

Die Vorfreude auf das 301. Wiener Derby am 14. April hält sich vorerst in überschaubaren Grenzen. Lange wird die torlose Jubiläumsausgabe vom Samstag wohl nicht in Erinnerung bleiben. Das aktuelle Kreativitätsvakuum bei den ernsten Titelkandidaten Rapid und Austria zeigte das laut Markus Katzer „teilweise katastrophale Spiel“ aber ganz deutlich auf.

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Der Rapid-Verteidiger strich wie seine Mannschaftskollegen auch das Positive hervor: Seit mittlerweile elf Bundesliga-Partien sind die Hütteldorfer ungeschlagen. Mit vier 0:0 in den jüngsten fünf Spielen wachsen die Bäume aber auch nicht gerade in den Himmel. Sowohl Rapid-Trainer Peter Schöttel als auch sein Gegenüber bei der Austria, Ivica Vastic, haben derzeit keine Wahl: Sie müssen bedingungslos auf kompakte Defensive und taktische Disziplin setzen.

Lücken noch nicht geschlossen

Nachdem den Violetten im Winter mit Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic die gesamte Kreativabteilung abhanden gekommen ist, wird es laut Vastic noch einige Zeit dauern, bis diese Lücke geschlossen ist. „Aber wir haben Potenzial im Kader“, hofft der Neo-Coach der Veilchen auf baldige Leistungsexplosionen von Spielern wie Tomas Simkovic, Marin Leovac oder Marko Stankovic. Da einige Hoffnungsträger neu dazukamen oder unter Vorgänger Karl Daxbacher nur wenig zum Einsatz kamen, müsse man sich noch „Einspielen“.

Tomas Jun (Austria) und Markus Katzer (Rapid) im Zweikampf

ORF.at/Dominique Hammer

Auch Tomas Jun konnte sich gegen die Rapid-Abwehr nicht durchsetzen

Auch Schöttel verteidigte nach der enttäuschenden Darbietung im Derby sein System, das Rapid immerhin die Tabellenführung einbrachte. „Wir müssen es nur besser umsetzen“, meinte der Rekordspieler der Grün-Weißen nach seinem zweiten Derby als Trainer (0:3, 0:0). „Wir müssen kreativer und im Abschluss erfolgreicher werden“, betonte Schöttel. „Als Mannschaft müssen wir ganz eng zusammenrücken und an uns glauben“, spielte er auf die Pfiffe der eigenen Fans an. „Das hilft auch nicht gerade.“

Vergebliches Hoffen auf den „Lucky Punch“

Da Mittelfeldmotor Steffen Hofmann noch nicht auf Touren gekommen ist und es die Stürmer oft versäumen, den „Lucky Punch“ zu setzen, läuft das offensive Rapid-„Werkl“ nicht. „Uns ist zu wenig eingefallen“, gab Schöttel zu. „Ich hätte auf bessere Lösungen gehofft, wie wir die Austria knacken.“ Zwar verwies der Trainer wie auch seine Spieler auf die besseren Torgelegenheiten im chancenarmen Derby. „Aber das Ergebnis sagt alles über das Spiel aus.“

Christopher Trimmel (Rapid) bei einem Kopfball

ORF.at/Dominique Hammer

Christopher Trimmel vergab per Kopf in der 86. Minute die wohl größte Chance

Seinen Kollegen Vastic kann Schöttel nur zu gut verstehen. „Das ist schon eine andere Austria als im Herbst“, thematisierte der Rapid-Coach nicht nur die prominenten Abgänge bei den Favoritnern, sondern auch deren neue Defensivtugenden. „Sie haben im Herbst die zweitmeisten Gegentore bekommen, da muss man defensiv stabiler werden. Aber das ist natürlich nicht meine Baustelle“, sagte Schöttel. „Beide Teams haben Spieler mit Qualität, die aber heute nicht gezeigt wurde“, fügte er hinzu.

Wenigstens nicht verloren

Den Derby-Akteuren selbst fiel es nach Schlusspfiff nicht leicht, das laut Manuel Ortlechner „nicht gerade berauschende“ Spiel zu analysieren. Der Austria-Kapitän war wie seine Mannschaftskameraden aber auch nicht unglücklich mit dem Remis. „Es war eben viel Kampf und Krampf“, brachte er es auf den Punkt. Stellvertretend für die meisten Rapidler strich Christopher Drazan die Tatsache hervor, dass man zumindest nicht verloren habe - gerade im Derby nicht unwichtig.

Spieler beider Fraktionen betonten in den Katakomben des Happel-Stadions immer wieder, wie schwer es im Moment sei, dem Stadtrivalen ein Tor zu schießen. „Gegen uns spielt im Moment niemand gerne“, weiß auch Schöttel, während Vastic zufrieden bilanzierte, dass man dem Gegner keine Räume für Konter gegeben hatte. Das Zuschauen fiel den meisten der knapp 30.000 Zuschauer am Samstagabend dabei aber auch nicht leicht.

Harald Hofstetter, ORF.at

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