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Unter Druck noch stärker

Für Gregor Schlierenzauer hat es nach dem Dreikönigstag gleich doppelten Grund zum Feiern gegeben. Am Sonntag holte sich der Tiroler zum zweiten Mal in Folge den Sieg bei der Vierschanzentournee, am Montag feierte er seinen 23. Geburtstag. „Es war schon richtig geil“, sagte Schlierenzauer im Interview mit Ö3. Jetzt stehen nur noch zwei Dinge auf der To-do-Liste.

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„Es waren unglaublich schöne Tage“, sagte Schlierenzauer, der in Bischofshofen mit seinem insgesamt 45. Weltcup-Sieg als erster Springer seit dem Finnen Janne Ahonen 2007/08 den Titel bei der Tournee erfolgreich verteidigen konnte. Einem Österreicher war dieser Coup zuletzt in der Saison 1986/87 gelungen. Detail am Rande: Als sich Ernst Vettori, mittlerweile sportlicher Skisprungleiter im Österreichischen Skiverband (ÖSV), zum zweiten Mal in Folge die Krone aufsetzte, war Schlierenzauers Geburt noch drei Jahre entfernt.

„Schon unbeschreiblich“

Mit seinen nur 23 Jahren ist der Tiroler bereits selbst eine lebende Skisprunglegende. „Wenn man sich darüber Gedanken macht, ist es schon unbeschreiblich. Manchmal denke ich mir, warum genau ich das erleben darf“, sagte Schlierenzauer im Ö3-Interview und blieb auch in der Stunde des Triumphes am Boden. „Ohne Trainer, Familie und Umfeld wäre es nicht möglich. Es gehört auch Glück dazu“, sagte der Weltcup-Führende - mehr dazu in oe3.ORF.at.

Gregor Schlierenzauer im Sprung, im Hintergrund Fans

Reuters/Dominic Ebenbichler

Schlierenzauer wurde auf einer Euphoriewelle zum Tourneesieg getragen

Innere Ruhe und Nerven aus Stahl waren zum angeborenen Talent die letzten Zutaten zu Schlierenzauers Erfolgsrezept bei der diesjährigen Tournee. Der Tiroler ließ sich auch von einem Satz seines norwegischen Konkurrenten Anders Jacobsen auf 139 Meter im zweiten Durchgang von Bischofshofen nicht aus der Ruhe bringen. „Ich habe mir gedacht, ich muss wirklich bei mir bleiben und mich zusammenreißen und das Beste rausholen“, so Schlierenzauer.

Innsbruck als Wendepunkt

„Unter ganz, ganz schwerem Druck entstehen die besten Diamanten“, hatte der Tiroler auch eine druckreife Zusammenfassung seines letzten Sprunges bei der Tournee parat. Bei 137,5 Metern setzte Schlierenzauer unter dem Jubel der Fans auf und startete damit die Party. „Die Emotionen waren sowieso überwältigend“, so der Tournee-Sieger. Nur einmal war bei Schlierenzauer das Selbstvertrauen etwas angekratzt. „Am schwierigsten war es in Garmisch, als Jacobsen so richtig geflogen ist und ich den Sieg verloren habe“, so der Tiroler.

Zum Glück folgte das nächste Springen in seiner Heimat. „Ich hatte in Innsbruck einen sehr guten Tag und habe den Turnaround geschafft“, so Schlierenzauer nach der Siegerehrung in Bischofshofen. Auf der Paul-Ausserleitner-Schanze, wo er bereits 2007 triumphiert hatte, ließ sich der 23-Jährige schließlich nicht mehr die sprichwörtliche Butter vom Brot nehmen: „Natürlich war es kein Nachteil, die Tournee zuvor schon gewonnen zu haben, das hat relaxt, ich habe mehr Routine gehabt.“

Alter als großer Vorteil

Den Sieg in Bischofshofen wird man auch in Finnland aufmerksam zur Kenntnis genommen haben. Denn mit seinem 45. Erfolg im Weltcup rückte Schlierenzauer dem Rekord von Matti Nykänen bis auf einen Sieg nahe. Die Bestmarke des Finnen steht als Nächstes auf der To-do-Liste von Schlierenzauer: „Es ist eines der großen Ziele, die Nummer eins zu sein, dafür arbeite ich hart.“ Und noch ein zweites Ziel hat der Tiroler für sich definiert: olympisches Einzelgold. „Das fehlt mir noch“, so Schlierenzauer.

Matti Nykänen

GEPA/MVphotos/Markku Ruottinen

Nykänen, hier bei einem Legendenspringen, dürfte seinen Rekord bald los sein

Eile hat der Weltcup-Führende mit dem Abhaken der zwei verbliebenen Kästchen auf seinem Lebenslauf jedoch noch nicht. Denn mit seinen 23 Jahren hat Schlierenzauer die Zeit als großen Verbündeten auf seiner Seite. „Irgendwo ist das Genialste, dass ich noch sehr jung bin“, so der Tiroler gegenüber Ö3. Den Rekord gibt es bereits am Wochenende in Polen zu holen. Nach einem Bewerb am Mittwoch in Wisla stehen Samstag und Sonntag Springen in Zakopane auf dem Programm - eine Schanze, auf der Schlierenzauer bereits fünfmal gewinnen konnte.

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