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Eine richtungsweisende Woche

Für Österreichs Nationalteam stehen in der WM-Qualifikation zwei richtungsweisende Partien auf dem Programm. Am Freitag gegen die Färöer (20.30 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) und am darauffolgenden Dienstag in Dublin gegen Irland will das ÖFB-Team zwei Siege einfahren, um in Gruppe C weiter im Rennen um ein WM-Ticket zu bleiben.

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„Wir gehen mit dem Ziel, sechs Punkte zu holen, in diese Spiele“, erklärte Teamchef Marcel Koller, der deshalb defensive Konsequenz und die Bereitschaft, über das Limit zu gehen, fordert. Ein Punkteverlust in Dublin würde laut Koller die Ausgangslage zwar schwieriger, aber nicht aussichtslos machen. „Chancenlos wären wir von unserer Seite nicht, auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass es von medialer Seite dann so verbreitet werden würde“, ist sich der Schweizer bewusst.

Teamchef Marcel Koller und Christian Fuchs

APA/Robert Jaeger

Für so manchen Spieler steigt beim ÖFB-Team das Stimmungsbarometer

„Den Alltag beiseitelassen“

Die Vorzeichen für die beiden Partien standen schon günstiger. Viele Leistungsträger sind mit wenig oder gar keiner Spielpraxis zum Team gestoßen. Vor allem in der Verteidigung mangelt es an Einsatzminuten. Emanuel Pogatetz kam seit seiner Rückkehr in der Premier League bei West Ham über eine Reservistenrolle nicht hinaus. Sebastian Prödl verlor bei Werder seinen Stammplatz. Christian Fuchs war bei Schalke nicht nur wegen seiner Rückenbeschwerden nicht immer erste Wahl.

Die beiden restlichen Bremer, Zlatko Junuzovic und Marko Arnautovic, konnten sich in letzter Zeit kaum über Erfolgserlebnisse bei ihrem Club freuen. Das größte Sorgenkind in der Offensive ist Marc Janko. Der Stürmer stand am Wochenende bei Trabzonspor nicht einmal im Kader. Der an einer Grippe laborierende Martin Harnik konnte sich im Frühjahr bei Stuttgart erst einmal in die Schützenliste eintragen.

Allzu großes Kopfzerbrechen bereitet Koller die Situation seiner Leistungsträger aber trotzdem nicht. „Ich habe ein gutes Gefühl. Das ist eine intakte Gruppe, jeder freut sich, bei der Nationalmannschaft zu sein“, erklärte Koller und forderte von seinen Schützlingen ab sofort volle Konzentration für die anstehenden Aufgaben in der WM-Qualifikation: „Die Spieler müssen jetzt versuchen, den Alltag beiseitezulassen.“

ÖFB-Teamchef Marcel Koller bei einer Pressekonferenz

GEPA/Christian Ort

Koller verdeutlichte noch einmal seinen Standpunkt bezüglich der Spielpraxis

„Ich muss dafür den Kopf hinhalten“

Nach den zwei Testspielpleiten gegen die Elfenbeinküste und Wales bläst Koller ein etwas rauerer Wind ins Gesicht. Zuletzt keimte auch Kritik an seiner Vorgehensweise auf, an Spielern ohne Spielpraxis festzuhalten. „Wie soll es denn sonst gehen, wenn vom sogenannten Stamm sieben Spieler nicht spielen, aber die dahinter auch nicht? Ich kann doch nicht von irgendwo Spieler nehmen, die nicht die Fähigkeit haben, im Nationalteam zu spielen, aber bei ihren Clubs regelmäßig im Einsatz sind“, erklärte Koller.

Der 52-Jährige hält einerseits aus Mangel an Alternativen, aber auch aus Überzeugung, die besten Spieler des Landes in seinem Kader zu haben, an seinen Spielern fest und lässt sich diesbezüglich auch nicht viel dazwischenreden. „Ich muss dafür den Kopf hinhalten, daher mache ich das, von dem ich überzeugt bin. Natürlich ist Spielpraxis wichtig. Doch es ist ja nicht so, dass die Betroffenen nichts tun. Sie sind ja im Trainingsbetrieb“, unterstrich Koller seine alleinige Entscheidungsgewalt.

Entwicklung braucht Kontinuität

Wenige Änderungen begründete der Schweizer auch damit, dass er weiter daran arbeitet, dem aktuellen ÖFB-Kader seine Vorstellungen und seine Philosophie zu vermitteln. Die Integration von neuen Spielern würde den Fortschritt verzögern. „Wenn ich Clubtrainer bin, dauert es ein halbes Jahr, bis die Spieler wissen, was ich will. Beim Nationalteam sind wir ein paar Mal im Jahr ein paar Tage zusammen, da kann man sich vorstellen, wie lange das dauert“, erklärte Koller.

„Natürlich hat man beim Team die besten Spieler, da ist schon davon auszugehen, dass die Aufnahme schneller funktioniert. Trotzdem müssen wir im Nationalteam immer wiederholen, was wir wollen“, erklärte Koller, der nicht als Forderung, aber als Ziel weiter die WM 2014 und die EM 2016 ausgibt. „Um das zu erreichen, braucht man auch Glück und die Überzeugung, es schaffen zu können - und das nicht irgendwann, sondern jetzt“, ist sich Koller bewusst.

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