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Gruppe der Giganten?

Selten wurde eine WM-Auslosung mit so viel Spannung erwartet. Zusätzliche Brisanz erlangt der Griff in die Lostöpfe dank des Setzsystems des Internationalen Fußballverbands (FIFA). Größen wie Italien und Holland wurden zurückgestuft. Damit könnten dem Gastgeber Brasilien und den Deutschen schon in der Vorrunde dicke Brocken drohen.

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In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag machte Uruguay alles klar. Der erste Weltmeister aller Zeiten erreichte gegen Jordanien ein torloses Remis und wird an der Endrunde 2014 in Brasilien teilnehmen. Fest steht auch, dass die Südamerikaner als Nummer sechs der Weltrangliste in Topf eins gereiht werden. Damit rutschen Größen wie Frankreich und Italien einen Topf nach unten - was zu brisanten Zusammensetzungen schon in der Gruppenphase führen könnte.

So wäre etwa ein Pool aus Gastgeber Brasilien mit Italien (Topf zwei) und Frankreich (Topf drei) möglich. Auch eine Kombination aus Deutschland und England wäre möglich sowie ein iberisches Duell zwischen Titelverteidiger Spanien und Portugal. Das genaue Losprozedere wird freilich erst am 3. Dezember bei der Sitzung des WM-Organisationskomitees festgelegt.

FIFA legt Gruppenköpfe fest

Vorab entschieden wurde von der FIFA nur, welche acht Mannschaften als Gruppenköpfe platziert werden sollen. Neben Gastgeber Brasilien sind das die besten sieben der Oktober-Weltrangliste: Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Belgien, die Schweiz und Uruguay. Topnationen wie Vizeweltmeister Niederlande, 2006-Weltmeister Italien und England müssen in den Europatopf und könnten somit zu deutschen Gruppengegnern werden.

DFB-Trainer Joachim Löw

APA/EPA/Andreas Gebert

DFB-Coach Joachim Löw nimmt es, wie es kommt, und bleibt gelassen

DFB-Teamchef Joachim Löw hat schon signalisiert, dass er mit einer gewissen Anspannung nach Brasilien reist, das Losschicksal aber gelassen annehmen will. Für Deutschland ist nun alles möglich: Sowohl eine Gigantengruppe mit Italien, den USA und der Elfenbeinküste oder auch ein Glückslos mit Griechenland, Algerien und dem Iran. Einen Trost hat Löw: „Bei der EM 2012 haben wir auch akzeptiert, dass wir mit Holland, Portugal, Dänemark in der Vorrunde auf drei Top-Ten-Teams der Weltrangliste getroffen sind. Eine viel stärkere Gruppe kann es bei der WM gar nicht geben.“

Italiens Teamchef Cesare Prandelli hofft hingegen auf starke Gegner in der Gruppe: „Wir würden für die Weltmeisterschaft Gegner bevorzugen, die bis zum Schluss nach vorne spielen und sich nicht hinten einigeln.“ Schließlich hat der frühere Fiorentina-Trainer seiner Mannschaft mutigen Offensivgeist verpasst und damit Platz zwei bei der Europameisterschaft 2012 geholt: „Dieses Italien ist dazu prädestiniert, anzugreifen“, sagte Prandelli.

Knifflige Einteilung der Lostöpfe

Bleibt sich der Weltverband treu, gibt es nur eine logische Lösung für die Einteilung der Lostöpfe. Regionale und sportliche Kriterien werde man heranziehen, hieß es nach der jüngsten Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees. Da es sicherlich bei der Regel bleiben soll, dass in jeder Gruppe maximal zwei Teams aus Europa und nur ein Team pro andere Konföderation sein darf, müssen immer möglichst viele Mannschaften von gleichen Kontinenten in den Töpfen platziert werden.

Acht Teams aus Europa und je vier Teams aus Asien und Nord- und Mittelamerika würden somit zwei weitere Töpfe bilden. Bliebe nur ein Multi-Kontinent-Topf mit den fünf afrikanischen Teams, den restlichen Südamerika-Teams aus Ecuador und Chile und einem verbliebenen europäischen Team.

Andros Townsend (England) und Mario Götze (Deutschland)

APA/EPA/Andy Rain

Andros Townsend (l.) und Mario Götze (r.) beim Testspiel England - Deutschland. Die beiden könnten einander schon in der WM-Gruppenphase wiedersehen

Doch genau das birgt wiederum Brisanz. Der Weltranglistenregel folgend, müsste das schlechteste Europateam des Oktober-Rankings in dem Mischmaschtopf sein. Das ist Frankreich. Um eine Gruppe mit drei Europateams zu vermeiden, müsste die „Equipe tricolore“ dann einem südamerikanischen Gruppenkopf zugelost werden. Hammergruppen wie etwa Brasilien, Italien, Frankreich, Mexiko und Argentinien, Holland, Frankreich, USA wären möglich - damit wäre Kritik am Setzsystem nicht nur aus der „Grande Nation“ garantiert.

Bosnien als einziger WM-Neuling

Fest steht bereits jetzt, dass die WM ein Turnier der Champions wird. Durch die Qualifikation von Uruguay sind am Zuckerhut alle acht bisherigen Titelträger der Turniere seit 1930 vertreten. Auch Italien, Deutschland, England, Argentinien, Frankreich und Spanien schafften die Qualifikation. Gastgeber Brasilien ist automatisch vertreten. Auch bei der WM 2010 in Südafrika waren alle WM-Sieger dabei. Spanien schaffte damals durch den Triumph in Johannesburg den Sprung in den erlesenen Kreis. Bei der WM 2006 in Deutschland fehlte nur Uruguay als Ex-Weltmeister.

Einziger WM-Neuling unter den 32 Teams ist Bosnien-Herzegowina. Im Gegensatz zu 2010 sind aus Europa Belgien, Russland und Kroatien wieder dabei. Dafür fehlen diesmal Dänemark, Serbien, die Slowakei und Slowenien. Aus Afrika setzten sich mit Algerien, der Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Nigeria wieder die gleichen fünf Teams in der Qualifikation durch wie vor vier Jahren.

Mögliche Einteilung der Lostöpfe für die WM-Gruppen:

Topf eins: Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien, Kolumbien, Belgien, Schweiz, Uruguay

Topf zwei: Niederlande, Italien, England, Portugal, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Russland

Topf drei: Frankreich, Chile, Ecuador, Algerien, Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun, Nigeria

Topf vier: Australien, Iran, Japan, Südkorea, Costa Rica, Honduras, Mexiko, USA

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