Durck wieder bravourös gemeistert
Nun zählt Marcel Hirscher auch laut Geschichtsbüchern zu den Größten seines Sports. Als erster Österreicher und vierter Skirennläufer nach dem Italiener Gustav Thöni (1971 bis 1973), dem Schweden Ingemar Stenmark (1976 bis 1978) und dem US-Amerikaner Phil Mahre (1981 bis 1983) hat der Salzburger den Gesamtweltcup dreimal in Serie gewonnen. Einmal mehr bewies er im Saisonfinale Nervenstärke.
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„Hut ab vor Marcel, mit dem Druck so unzugehen, hat wieder mal bewiesen, dass er eine extrem coole Sau ist“, sagte Hirschers Trainer Michael Pircher nach dem am Ende entscheidenden Riesentorlauf. Mit Rang vier sicherte sich Hirscher zum dritten Mal in Serie die große Kristallkugel. Ein Coup, der vor ihm noch keinem Österreicher gelungen war. „Man kann drüber reden, aber ich kann es nicht einordnen. Ich habe damals ungefähr eineinhalb, zwei Jahre gebraucht, bis ich meinen ersten Gesamtweltcupsieg realisieren konnte. Nicht einordnen, sondern nur realisieren“, sagte Hirscher.

Reuters/Leonhard Foeger
Dass Ligety sich die RTL-Kugel schnappte, war Hirscher (l.) diesmal egal
Auch Cheftrainer Matthias Berthold zog vor der Nervenstärke seines sportlichen Aushängeschildes den Hut. „Es war für Marcel eine brutal schwierige Situation“, sagte der Vorarlberger. Aber so wie beim WM-Slalom vor einem Jahr in Schladming, als Hirscher mehr oder weniger ganz Ski-Österreich als Rucksack mit sich herumtragen musste, hielt der 25-Jährige dem Druck stand. „Marcel geht mit Druck sehr gut um und löst das bravourös“, sagte Berthold.
„Abartig schwierig“
Dabei war im Lager des Salzburgers der Optimismus in den vergangenen Wochen nicht groß gewesen. „Gehofft haben wir darauf, die Ausgangsposition war nach Kvitfjell nicht mehr so gut und nach Kranjska Gora noch schlechter", so Pircher", wir haben ein bisserl Glück gehabt, weil Aksel (Svindal/Anm.) nicht mehr die Leistung wie noch Anfangs der Saison zeigen hat können.“ Der Norweger schwächelte in der entscheidenden Phase. Bester Beweis war der Super-G in Lenzerheide, in dem Svindal überraschend hinter Hirscher und ohne Weltcuppunkte geblieben war.
Dennoch war der Druck laut Hirscher vor dem Riesentorlauf gewaltig. Als „abartig schwierig“ beschrieb der 25-Jährige die Situation am Start. „Ich wusste, ich muss heute, wenn es irgendwie geht, den Sack zumachen. Und das ist mir geglückt. Und es ist abartig. Der Rucksack, der gefühlte 5.000 Kilo schwer war, der ist jetzt weg. Und meine Energie auch“, sagte Hirscher. Dass er die kleine Kristallkugel für den Riesentorlauf um eine Hunderstelsekunde an den Amerikaner Ted Ligety verloren hatte, ärgerte den Salzburger nur bedingt. „Das war mir dann wurscht“, sagte Hirscher.
Fast immer auf dem Podest
Der 25-Jährige hatte in der abgelaufenen Saison einen zusätzliche Gegner zu seinen auch stärker gewordenen sportlichen Kontrahenten bekommen: die oftmals sehr weichen Pistenbedingungen behagten seinem Fahrstil nicht. „Es ist auf jeden Fall schwieriger geworden, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin“, gestand er. Nach neun Einzelsiegen im Weltcup 2011/2012 und sechs Erfolgen 2012/2013 stand Hirscher in diesem Winter vor dem abschließenden Slalom lediglich viermal ganz oben.
Trotzdem war er - wenn er nicht ohnehin auf dem Podest stand - zumindest in der Nähe des Stockerls. „Mittlerweile weiß ich, was ich da erreicht habe und welchen sportlichen Wert das hat. Bei der ersten Kugel habe ich das gar nicht wirklich realisiert“, gestand Hirscher nach dem dritten Gesamtsieg in Folge. Vor dem ersten hatte er noch vom Hype um einen „depperten Glasbecher“ gesprochen.

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In Sotschi holte Hirscher im Slalom heuer auch seine erste Olympia-Medaille
Bei den Olympischen Spielen in Sotschi erfüllte sich zwar nicht der Gold-Traum, mit Slalom-Silber schrieb Hirscher - nach zwei vierten und einem fünften Platz - endlich aber auch im Zeichen der Fünf Ringe mit einer Medaille an. Dabei war er zur Halbzeit nur Neunter gewesen, weil zum zweiten Lauf hin aber die Temperaturen sanken, konnte der Annaberger „endlich das fahren, das ich kann“. Und er hatte alles riskiert und auf eine Karte gesetzt. „Das war eine All-in-Geschichte.“
Das perfekte Umfeld
Hirscher vertraut auf ein perfektes Umfeld. Freundin Laura Moisl ist sein Rückhalt im Privatleben, auf den Pisten stets an seiner Seite ist Vater Ferdinand, der sich als „Unterstützer und Optimierer“ seines Sohnes bezeichnet. Er führte und begleitete das Ausnahmetalent an die Weltspitze. ÖSV-Coach Michael Pircher ist ausschließlich für Hirscher abgestellt, weiters vertraut er auf Servicemann Edi Unterberger, Physiotherapeut Alexander Fröis und Medienbetreuer Stefan Illek.
In Kranjska Gora hat der Absolvent der Hotelfachschule Bad Hofgastein im März 2008 als Slalom-Dritter seinen ersten Stockerlplatz errungen. Seinen ersten Weltcup-Sieg holte er im Dezember 2009 im Riesentorlauf in Val d’Isere. Er hält nun bei 22 Erfolgen (zwölf Slalom, neun Riesentorlauf, ein Parallel-Event). Dazu hat er zwei kleine Kristallkugeln für die Disziplinwertungen Riesentorlauf (2011/2012) und Slalom (2012/2013) erobert.
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