Malmö spielt nicht mit
Red Bull Salzburg ist am Mittwochabend im Rückspiel des Champions-League-Play-off in Schweden vor 20.400 Zuschauern gegen Malmö FF in eine 0:3-(0:2)-Niederlage gelaufen und damit trotz des 2:1-Sieges im Hinspiel auch im siebenten Anlauf am erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Fußball-Königsklasse gescheitert. Damit übersiedeln die „Bullen“ wieder einmal in die Europa League.
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Für Salzburg klappte von Beginn an nichts nach Wunsch. Nach einem Fehler von Stefan Ilsanker und einem Foul von Tormann Peter Gulacsi stellte Markus Rosenberg per Elfer (10.) auf 1:0. Magnus Eriksson überhob wenig später Gulacsi aus 30 Metern zum 2:0 (19.). Salzburg spielte zu ineffektiv, kam nicht durch die massive schwedische Abwehr und blieb in 90 Minuten ohne klare Torchance und fing sich kurz vor Schluss wieder durch Rosenberg (84.) das 3:0 ein. Wie schon gegen Basel biss sich Salzburg trotz spielerischer Überlegenheit die Zähne an einem kampfkräftigen Gegner aus.

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Der Jubel nach dem Schlusspfiff war alleine den Schweden vorbehalten
Während daher Malmö als erster schwedischer Club seit dem Jahr 2000 seine Premiere in die Millionenliga der europäischen Topteams geben wird, muss jene Mannschaft, die in der heimischen Liga ohne Punkteverlust und mit einem 29:1-Torverhältnis führt, wieder einmal zuschauen. Wie es mit den Salzburger Stars daher weitergeht, ist offen, gehören doch einige Spieler offiziell dem deutschen Red-Bull-Ableger Leipzig. Wieder einmal die EL-Gruppenphase ohne Niederlage zu überstehen wird auch für die Konzernbosse kein Anreiz mehr sein.
Vermeintliche Abräumer in der Abwehr
Nachdem Martin Hinteregger am Vormittag den Fitnesstest bestanden hatte und Massimo Bruno wie erwartet den Platz des suspendierten Sadio Manes einnahm, war nur die Nominierung von Naby Keita eine Überraschung. Anstelle des jungen Guineers war Peter Ankersen erwartet worden. Doch Trainer Adi Hütter setzte wie zuletzt beim 5:0 gegen Altach auf das Innenverteidigerduo Ilsanker und Andre Ramalho - keine gute Entscheidung Hütters, wie sich herausstellte. Die beiden sollten den gefährlichsten Malmö-Stürmer Markus Rosenberg in Schach halten.
Hinteregger spielte als linker Verteidiger. Keita agierte dafür mit Christoph Leitgeb im defensiven Mittelfeld. Bei Malmö saß Simon Kroon, der vor einer Woche in Salzburg die „Bullen“-Defensive vor Probleme gestellt hatte nur auf der Bank. Der guten Stimmung im Swedbank-Stadion, das wohl als Vorbild für das neue Rapid-Stadion gedient hat, war ausgelassen. Der stimmkräftige „MFF“-Fanblock auf der Nordtribüne entrollte sogar ein Spruchband für die „Supporters of SV Austria Salzburg“. „Bleibt stark und stolz“ stand da zu lesen und war auch als Spitze gegen den „neuen“ Club aus Salzburg gedacht.
Malmö lässt Salzburg einfahren
Schalverkäufer in Malmö müsste man sein, fiel dem Beobachter ein, nach dem beinahe jeder der 20.500 Fans einen himmelblauen Schal beim Absingen in die Höhe gehalten hatte. Die „Bullen“ ließen sich von allen Animositäten und der lautstarken Unterstützung nicht beeindrucken und setzten gleich um, was sie versprochen hatten. Malmö hat seit sechs Europacup-Spielen zu Hause nicht mehr verloren und auch kein Tor bekommen. Bruno versuchte es deshalb gleich nach 58 Sekunden mit einem Weitschuss, der allerdings zu ungenau war.
Malmö setzte von Beginn an wie schon der FC Basel im Frühjahr mit Körperattacken und vielen kleinen Fouls auf eine Zermürbungstaktik. Ein Spielstil, den Referee Damir Skomina (SLO) vorerst nicht mit Gelben Karten ahndete. Ein Kampl-Stanglpass (5.) verfehlte Jonatan Soriano nur knapp. Salzburg hielt nur kurz dagegen. Denn in der zehnten Minute waren alle Salzburger Pläne vorerst einmal dahin. Die Verteidigung ließ sich aushebeln, Ilsanker war am Ball vorbeigesprungen und Salzburg-Goalie Peter Gulacsi warf sich nach Lochpass von Rosenberg dem anstürmenden Magnus Eriksson entgegen. Skomina entschied zu Recht auf Elfer, den Rosenberg sicher zum 1:0 unter die Latte jagte.

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Der Anfang vom Ende: Gulacsi kommt gegen Eriksson zu spät
Gulacsi lässt sich überlisten
Salzburg versuchte wieder, Kontrolle über das Spiel zu bekommen. Doch kaum hatten sich die „Bullen“ gefangen, überlistete Eriksson mit einem Heber aus 30 Metern den vor seinem Tor stehenden Gulacsi zum 2:0 (19.). Bei diesem Stand benötigte Salzburg zumindest ein Tor, um eine Verlängerung zu erzwingen. Wieder musste Salzburg gegen die kompakte schwedische Defensive anrennen, die vom Publikum frenetisch angetrieben wurde. Malmös fußballerisches Patentrezept bestand weiterhin nur aus hohen Bällen hinter die Salzburger Abwehr, um die schnellen und körperlich starken Stürmer einzusetzen.
Der überlegene heimische Leader hatte hingegen kein Mittel, um wirkungsvoll durch die Malmöer Abwehr zu kommen. Das gewohnte Offensivpressing fand nicht statt, Salzburg kam gar nicht dazu, seine Trümpfe - viel Bewegung und viel Kombinationsfußball - gegen die aggressiv verteidigenden Schweden auszuspielen. Durch die Mitte ging gar nichts, die Räume auf den Seiten wurden zu selten genutzt, die Fehlpassquote war hoch. So musste die Hütter-Elf in der Kabine darüber grübeln, wie sie das 0:2 wettmachen könnte. Ideen waren gefragt. Eine klare Überzahl bei den Torschussversuchen hatte schließlich nichts eingebracht.
Rauch steigt auf
Auch in der dritten Qualirunde auswärts gegen Agdam Karabach waren die Salzburger ähnlich ratlos in die Kabine geschlichen. Dort fand Hütter die richtigen Worte, und seine Elf ließ eine starke zweite Hälfte folgen. Doch vorerst entzündeten nur die Malmö-Fans hinter dem Gulacsi-Tor ein Feuer, wofür sie vom restlichen Anhang und auch den eigenen Spielern Missfallen ernteten. Skomina unterbrach die Partie kurz wegen der starken Rauchentwicklung, und Stürmer Rosenberg kümmerte sich persönlich um die Entsorgung der Feuerwerkskörper und Belehrung der Fans.
Spielerisch tat sich ebenfalls einiges. Peter Ankersen ersetzte Keita, der wieder bewiesen hatte, dass er für die große Bühne noch zu unerfahren ist. Hinteregger und Ramalho bildeten wieder die Innenverteidigung, die sofort an Sicherheit gewann, in der Offensive nutzte Salzburg schließlich auch die Seiten. 61 Minuten waren gespielt, als Kampl Tormann Robin Olsen testete, der Schuss fiel aber zu unpräzise und schwach aus. Bei einem von Salzburg nicht zu Unrecht heftig reklamierten Handspiel der Schweden in Malmös Strafraum (63.), blieben Schiedsrichter Skomina und sein Assistent auf der Torlinie ungerührt. So lief Salzburg die Zeit davon.
Malmö macht keinen Fehler
Hütter brachte daher in der 66. Minute Marcel Sabitzer für den ineffektiven Neun-Millionen-Mann Bruno, der den Wegfall von Mane nicht kompensieren konnte. Auch Malmö brachte frische Kräfte, so kam Kroon zum Einsatz. Die Schweden verließen sich aber weiterhin hauptsächlich auf schnell gespielte Bälle in den Angriff. Bei Salzburg wurde Valentino Lazaro für den bemühten, aber wirkungslosen Christoph Leitgeb eingewechselt (78.).

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Rosenberg tanzt alle Salzburger aus und schiebt den Ball zum 3:0 ins Tor
Malmö machte auch in den letzten Minuten das Abwehrzentrum dicht, Salzburg biss sich die Zähne am Schweden-Beton aus und hoffte vergeblich auf einen ähnlichen Patzer der Schweden, wie er dem heimischen Meister im Hinspiel in der 91. Minute passiert war. Doch das Gegenteil passierte: Malmö nutzte in der 84. Minute einen weiteren Fehler der Salzburger Hintermannschaft, und Rosenberg besorgte nach einem Konter in überheblicher Manier das entscheidende 3:0. Damit war die Champions League für Malmö erstmals Wirklichkeit und für die „Bullen“ weiter nur ein Traum.
Martin Wagner, ORF.at, aus Malmö
UEFA Champions League, Play-off-Rückspiel
Mittwoch:
Malmö FF - Salzburg 3:0 (2:0)
Swedbank-Stadion, 20.400 Zuschauer, SR Skomina (SLO)
Torfolge:
1:0 Rosenberg (10./Elfmeter)
2:0 Eriksson (19.)
3:0 Rosenberg (84.)
Malmö: Olsen - Tinnerholm, E. Johansson, Helander, Konate - Eriksson (73./Kroon), E. Adu, Halsti, Forsberg - Thelin (72./Mehmeti), Rosenberg
Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ilsanker, Ramalho, Hinteregger - Bruno (66./Sabitzer), Keita (46./Ankersen), Ch. Leitgeb (78./Lazaro), Kampl - Alan, Soriano
Gelbe Karten: Konate bzw. Keita, Leitgeb, Kampl
Die Besten: M. Eriksson, E. Adu, Rosenberg bzw. Ch. Leitgeb
Hinspiel 1:2 - Malmö mit dem Gesamtscore von 4:2 in der Gruppenphase
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