Der Blick in die Zukunft fällt schwer
Wie der Erfolg hat auch die Niederlage viele Väter: Ob die schwache Tagesverfassung, die vergebenen Chancen oder das vermeidbare Gegentor beim 2:1 aus dem Hinspiel, die „Flucht“ von Sadio Mane, der Hexenkessel im Stadion oder die richtige Taktik des Gegners - am Ende stand Mittwochabend im Rückspiel des CL-Play-off eine 0:3 (0:2)-Pleite von Red Bull Salzburg bei Malmö FF und das siebente Scheitern der „Bullen“ am Einzug in die Champions League.
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Der Umstieg in die Europa League ist nach dem Erfolgslauf der letzten Monate und der damit aufgebauten Erwartungshaltung für Spieler und Betreuer kein Trost. Ob in Salzburg daher am Samstag mit der Ligapartie gegen Sturm wieder Alltag einkehrt, wird sich zeigen. Die Millioneninvestitionen haben bisher nicht die erhofften Früchte getragen, und auch die Politik mit konzerninternen Spielerverschiebungen könnte bald Wirkung zeigen, auch wenn Sportdirektor Ralf Rangnick diesbezüglich noch abwiegelt.
Stars und Leistungsträger wie Kevin Kampl und Jonatan Soriano sind zwar langfristig gebunden. Bei entsprechenden Angeboten wird Salzburg - wo Geld zwar ausreichend vorhanden, aber doch nicht gänzlich abgeschafft ist - nicht Nein sagen zu lukrativen Transfers. Die Fragen nach der Zukunft stellten sich Spieler wie Betreuer am Mittwoch aber nicht. Sie mussten die klare 0:3-Niederlage verkraften, die für viele Spieler nur schwer zu verdauen war.
Bittere Enttäuschung
Während Trainer Adi Hütter dem schwedischen Meister zum erstmaligen Aufstieg in die Millionenliga gratulierte („Unter dem Strich hat Malmö verdient gewonnen“), schlichen seine Spieler niedergeschlagen und enttäuscht zum wartenden Mannschaftsbus. „Wir wollen einfach nur weg hier“, sagte Salzburgs Rohdiamant Valentino Lazaro, „Malmö hat dreckig gespielt. Wir sind zu 200 Prozent die bessere Mannschaft.“ Auch wenn das Urteil des 18-Jährigen verständlich ist, ist es doch nur die halbe Wahrheit.

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Hütter hat an der Niederlage zu kauen
Salzburg trat auch aufgrund der geschickten und kompromisslosen - oft harten - Defensivtaktik der Schweden nie wie zuletzt gewohnt auf. 44 Tore in zehn Spielen hat Salzburg in dieser Saison geschossen, im wichtigsten Spiel des Jahres am Mittwoch gelang jedoch keines. Fünf Tore haben die Salzburger bisher bekommen, diesmal kassierten sie gleich drei Stück. Malmö bekam in den letzten sieben Europacup-Heimspielen kein Gegentor.
Zweikämpfe und hohe Bälle genügen Malmö
„Ich frage mich selber, wieso wir keine Chancen herausgespielt haben. Aber die waren mit neun Mann hinten und haben den Sechzehner zugestellt“, sagte der für den ineffektiven Massimo Bruno spät eingewechselte Marcel Sabitzer genervt. Salzburg nutzte den Platz über die Seiten zu wenig, dort fehlt auch ein quirliger Spieler wie der abtrünnige Mane.

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Gegen Johansson & Co. hatte auch Soriano (r.) das Nachsehen
ÖFB-Teamstürmer Sabitzer war aber auch sauer über die Gangart des Gegners, die Schiedsrichter Damit Skomina (SLO) nicht frühzeitig unterband: „Malmö hat schmutzig gespielt und uns mit Zweikämpfen die Schneid’ abgekauft. Zweikämpfe und hohe Bälle - was anderes habe ich von Malmö nicht gesehen. Was die in der Champions League verloren haben, weiß ich nicht.“
Hütters Überlegungen gehen nicht auf
Sabitzers Urteil war von Enttäuschung geprägt, aber nicht falsch. Allerdings wussten die Salzburger, dass sie sich selbst an der Nase nehmen müssen, da sie vor allem in der ersten Hälfte zu wenig dagegenhielten. Für Hütter gab es an diesem Abend zwei Schwachpunkte: „Das war nicht unser Tag. Wir haben von der ersten Minute an nicht den Kampf angenommen und in der Offensive hatten wir keine Durchschlagskraft, haben zu wenig Mut gezeigt.“
Sein Experiment mit Martin Hinteregger als Außenverteidiger in der ersten Hälfte und Stefan Ilsanker als Innenverteidiger wollte Hütter nicht unbedingt als Fehler sehen. Er wollte die körperlich starken Malmö-Stürmer Markus Rosenberg und Magnus Eriksson bremsen, was nicht gelang. Rosenberg machte in der elften Minute aus einem Elfer das 1:0. Peter Gulacsi hatte nach einem Ilsanker-Schnitzer den anstürmenden Eriksson von den Beinen geholt. Eriksson selbst überhob mit einem Kunstschuss aus rund 30 m den überraschten Gulacsi zum 2:0 (19.). Das 3:0 (84.) durch Rosenberg aus einem Konter entstand wieder nach einem Abwehrfehler.
„Großer Sieg über Salzburg“
Auch Hütters Variante mit Naby Keita und Christoph Leitgeb als Sechser funktionierte nicht nach Wunsch. Der junge Guineer Keita war wie schon im Auswärtspiel gegen Agdam Karabach in der dritten Qualirunde mit dem im Vergleich zur heimischen Liga höheren Spielniveau überfordert. Ausschlaggebend war neben dem leidenschaftlichen und lautstarken Publikum aber eben die konsequente Defensivarbeit des 17-fachen schwedischen Meisters.

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Willkommen in der Champions League
Dafür wurde Malmö-Trainerfuchs Aage Hareide auch gefeiert. „Der große Sieg gegen Salzburg war ein taktischer Sieg für den Norweger“, schrieb die Zeitung „Sydsvenskan“ noch am Abend nach dem Spiel in ihrer Onlineausgabe. „Aage Hareide hat die Lektion aus dem ersten Spiel gelernt und die Hauptangriffswege von Salzburg mit einem mächtigen Mittelblock versperrt.“ Malmös Fünferkette und die drei Spieler davor erstickten jegliche Salzburger Angriffsbemühungen im Keim.
Im Keim erstickt
Im Keim erstickt wurden damit auch die Champions-League-Ambitionen des überlegen führenden heimischen Meisters, dessen internationales Scheitern auch kein gutes Licht auf die Leistungsfähigkeit der Bundesliga wirft. Als das Swedbank-Stadion zur Partyzone mutierte, verließen die Salzburg mit leerem Blick und wie ferngesteuert den Platz.
„Wir hatten heute zu wenige Spieler, die Normalform hatten", sagte Salzburgs Sportdirektor Ralf Rangnick. „Fast jeder Spieler ist unter seinen Möglichkeiten geblieben, dann scheidest du halt auch gegen einen Gegner wie Malmö verdient aus. Wir wollen uns allen die Chance geben, das sacken zu lassen. Das braucht schon zwei, drei Tage, dann werden wir abwägen, was zu tun ist.“
Sich aufrichten und wieder für Euphorie sorgen
Trainer Hütter ist ebenfalls gefordert, die Mannschaft wieder aufzurichten. Diese Aufgabe will der Vorarlberger rasch in Angriff nehmen. „Heute haben wir einen Knacks erlitten. Es geht uns allen nicht gut. Aber es muss weitergehen. Ich werde die Mannschaft so schnell wie möglich wieder aufrichten, um national und in der Europa League wieder gute Spiele abzuliefern und für Euphorie zu sorgen.“ Die Auslosung für die Europa-League-Gruppenphase erfolgt am Freitag in Monaco. Salzburg wird in Topf eins gesetzt sein.
Martin Wagner, ORF.at, aus Malmö
UEFA Champions League, Play-off-Rückspiel
Mittwoch:
Malmö FF - Salzburg 3:0 (2:0)
Swedbank-Stadion, 20.400 Zuschauer, SR Skomina (SLO)
Torfolge:
1:0 Rosenberg (11./Elfmeter)
2:0 Eriksson (19.)
3:0 Rosenberg (84.)
Malmö: Olsen - Tinnerholm, E. Johansson, Helander, Konate - Eriksson (73./Kroon), E. Adu, Halsti, Forsberg - Thelin (72./Mehmeti), Rosenberg
Salzburg: Gulacsi - Schwegler, Ilsanker, Ramalho, Hinteregger - Bruno (66./Sabitzer), Keita (46./Ankersen), Ch. Leitgeb (78./Lazaro), Kampl - Alan, Soriano
Gelbe Karten: Konate bzw. Keita, Leitgeb, Kampl
Die Besten: M. Eriksson, E. Adu, Rosenberg bzw. Ch. Leitgeb
Hinspiel 1:2 - Malmö mit dem Gesamtscore von 4:2 in der CL-Gruppenphase
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