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Flughafen zerstört, Stadion beschädigt

Den Zeichen des Krieges entkommt Bayern München beim Champions-League-Spiel in der krisengeschüttelten Ukraine auch am Ersatzort Lwiw nicht. Banner mit Durchhalteparolen an die ukrainische Armee werden in der Achtelfinal-Partie gegen Schachtjor Donezk durch die Lwiw-Arena wehen. Die Stadt ist fest in der Hand der Regierungskräfte.

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Die Partie von Deutschlands Rekordmeister beim ukrainischen Tabellenzweiten ist gewissermaßen für beide Mannschaften ein Auswärtsspiel. In normalen Zeiten bestreitet Schachtjor seine Heimpartien mehr als 1.000 Kilometer östlich. Doch der seit zehn Monaten andauernde Krieg zwischen den Regierungseinheiten und prorussischen Aufständischen macht einen regulären Spielbetrieb in der Ostukraine unmöglich. Der Flughafen von Donezk, einst für die EM 2012 modernisiert, liegt in Schutt und Asche.

durch Bombeneinschläge zerstörter Flughafen in Donezk

APA/AP/ArmySOS

Der Flughafen von Donezk nach Beschuss und schweren Kämpfen

Die moderne Donbass-Arena, früher der Stolz von Schachtjor, ist beschädigt. Dem Verein aus dem Kohlerevier blieb kaum eine andere Möglichkeit, als in den Westen des Landes umzuziehen. Mehr als 34.000 Fans wollen sich die Gelegenheit auf Spitzenfußball in Lwiw nicht entgehen lassen. Für Schachtjor ist das Match die erste ernsthafte Begegnung im neuen Jahr. Die Saison wird nach der Winterpause erst nächste Woche fortgesetzt.

Rückkehr momentan nur ein Traum

Für die Stadt Lwiw ist der unfreiwillige Umzug der Donezker gut. Der millionenteure Stadionneubau zur Europameisterschaft 2012 war bis zum Eintreffen von Schachtjor höchst defizitär. Der Heimatverein Karpaty Lwiw zog aus Kostengründen sogar ins alte Stadion Ukraina zurück. Kaufen will Schachtjors reicher Besitzer Rinat Achmetow die Lwiw-Arena jedoch nicht. Der in Donezk geborene Milliardär gibt den Traum nicht auf, irgendwann einmal wieder in der Donbass-Arena zu spielen. Aber nicht nur Schachtjor ist vom Krieg vertrieben worden: Vier weiteren Erstligisten geht es ebenso.

Doch ob Schachtjor nun in Lwiw oder Donezk spielt: Langfristig gilt die Zukunft der Mannschaft als offen. Fast alle Spieler - vor allem die Südamerikaner - werden mit Vereinen außerhalb der Ukraine in Verbindung gebracht. Das K.-o.-Spiel gegen den FC Bayern ist für den Traditionsclub daher richtungsweisend. Der Unterstützung der Fans im Kriegsgebiet kann sich die Mannschaft um den kroatischen Kapitän Dario Srna sicher sein. Seit Sonntag gilt im Donbass eine Waffenruhe - das gibt den Anhängern in den Bombenkellern und Schützengräben zumindest eine kleine Chance, mitzufiebern.

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