Rücktritt nach 14 Jahren Skirennsport
Mit einem abschließendem „Pfiat enk“ hat Nicole Hosp am 1. Juni auf der Zugspitze in Ehrwald ihre beeindruckende und fast 14-jährige alpine Skikarriere beendet. „Ich bin froh, dass es endlich öffentlich ausgesprochen ist“, sagte die Tirolerin, die es bei Großereignissen wie Olympia und WM auf zwölf Medaillen in allen Disziplinen gebracht hat.
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Hosp musste im 50-minütigen offiziellem Teil der Pressekonferenz im Bergpanorama-Restaurant auf der österreichischen Seite des Berges wiederholt mit den Tränen kämpfen, so wie nach dem Slalom des diesjährigen Weltcup-Finales in Meribel, das ihr letztes Rennen gewesen war. „Ich bin halt doch etwas nahe am Wasser gebaut“, entschuldigte sich die 31-Jährige. Hosp bedankte sich bei ihren Eltern Hans und Rosi, die ihr schon früh die Karriere ermöglicht hatten, bei ihrer Schwester Sonja und bei den ÖSV-Trainern.
Karriere mit vielen Höhen und Tiefen
Dabei erinnerte sich Hosp, wie sie bereits im Alter von zwei Jahren von ihren Eltern auf die „Brettln“ gestellt wurde und mit acht Jahren einen Privattrainer bekam, der ihr eine „Supertechnik“ beigebracht habe. Im Februar 2001 bestritt sie in Garmisch-Partenkirchen ihr erstes Weltcup-Rennen mit dem Slalom. „Da wusste ich, dass mein großer Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist, ich als Rennläuferin angekommen bin“, sagte Hosp.
Mit ihrer Karriere ging es steil bergauf. Bereits im Oktober in Sölden feierte sie ihren Weltcup-Sieg im Riesentorlauf, 2003 folgten in St. Moritz die ersten WM-Medaillen mit Silber in der Kombination und Bronze im Slalom. „Der Höhepunkt meiner Karriere war sicherlich, als ich 2007 die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup gewonnen habe“, erinnerte sich die Tirolerin, die sich selbst als „Rennpferd“ bezeichnet: „Im Training fuhr ich oft hinterher.“

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Team-Gold und Kombi-Silber gab es für Hosp noch bei der WM 2015
Doch es gab auch schwere Zeiten in der Karriere von Hosp, mit Knöchelbruch und Kreuzbandriss (Oktober 2009), und auch jene Zeit, als sie aus Gesundheitsgründen ihre Paradedisziplin Riesentorlauf aufgeben musste. „Aber ich bin stolz, dass ich mich immer wieder zurückgekämpft habe“, beteuerte die 31-Jährige rückblickend. Dank und Stolz waren sowieso die dominierenden Worte bei ihrem emotionalen Abschied auf der 2.962 Meter hohen Zugspitze.
So viele Medaillen wie Moser-Pröll
Zwölf Medaillen holte sie bei Großereignissen. „Genau so viele wie die große und legendäre Annemarie Moser-Pröll. Das erfüllt mich mit Stolz. Auch dass ich Medaillen in allen Disziplinen geholt habe, ist nur wenigen Rennläuferinnen gelungen“, freute sich Hosp. „Ein Abfahrtssieg im Weltcup hätte meine Karriere komplettiert, aber man kann halt nicht alles haben“, sagte sie.
Wie es zum Abschied kam, erläuterte Hosp in kurzen Worten, denn gegenüber der vergangenen Saison habe sich doch einiges geändert: „Letztes Jahr war ich mir sicher, da hatte ich so ein Bauchgefühl. Aber heuer lodert das Feuer nicht mehr so, der Stress fordert seine Opfer.“ Sie beendet ihre Karriere so, wie sie sich immer gewünscht hatte: gesund und erfolgreich.
Freude auf Familienleben
Über ihre Zukunft nach der Rennkarriere hat sich Hosp auch schon Gedanken gemacht und will dem Skisport in irgendeiner Form erhalten bleiben. An Konzepten wird gerade gearbeitet. „Nur Trainerin werde ich nicht, ich will nicht mehr so viel reisen“, sagte Hosp und freut sich nun auf ihr Privatleben in Bichlbach. „Zusammen mit Roland (ihrem Lebensgefährten, Anm.) möchte ich für viel österreichischen Skinachwuchs sorgen“, kündigte Hosp an. Fragen nach einer aktuellen Schwangerschaft verneinte sie.

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Mit Lebensgefährte Roland ist „Skinachwuchs“ geplant
Auch auf Unternehmungen mit ihrer Schäferhündin Aila in der frisch gewonnenen Freizeit freut sie sich. Über Aila sagte Hosp einmal: „Wozu brauche ich einen Mentaltrainer, ich habe ja meinen Hund.“
Von Pum zum „Golden Girl“ geadelt
Auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum würdigte auf der Zugspitze vor rund 50 Journalisten, Freunden und Fanclubmitgliedern die Karriere einer seiner Paraderennfahrerinnen. Nachdem Hosp erläuterte, sie habe von den „Golden Girls“ (Alexander Meissnitzer, Renate Götschl und Michaela Dorfmeister, Anm.) viel gelernt, streute Pum Rosen: „Auch du bist ein Golden Girl.“

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Für ÖSV-Sportdirektor Hans Pum war Nicole Hosp „oberste Spitze“
Pum verwies auf die zwölf Medaillen bei Großereignissen, ein Podestplatz in jedem zweiten Rennen. Und bei 287 Weltcup-Starts fuhr Hosp 57-mal auf das Podium. „In jedem fünften Rennen. Die Statistik spricht für sich. Du warst oberste Spitze“, lobte Pum. Auch innerhalb der Mannschaft sei Hosp wegen ihres Gemüts und als Vorbild ein wichtiger Faktor gewesen. „Du warst der Sonnenschein der Mannschaft“, streute Pum weitere Blumen.
Steckbrief von Nicole Hosp
- Geboren am 6. November 1983 in Ehenbichl in Tirol
- Wohnort: Bichlbach
- Größe/Gewicht: 1,74 m/70 kg
- Familienstand: ledig, Lebensgefährte Roland
- Ski: Fischer
- Verein: SC Bichlbach
- Hobbys: Tennis, Inlineskaten, Trial, Klettern
Größte Erfolge:
- Olympia (drei Medaillen): Silber Slalom 2006 und Kombination 2014, Bronze Super-G 2014
- WM (neun Medaillen): Gold Riesentorlauf 2007 sowie Teambewerb 2013 und 2015, Silber Kombination 2003 und 2015 sowie Teambewerb 2005, Bronze Slalom 2003, Abfahrt 2007 und Kombination 2013
- Weltcup: Gesamtsieg und Disziplinsieg RTL 2007, Gesamtzweite 2008, zwölf Siege (fünf RTL, fünf Slalom, je ein Super-G und Kombination)
- Junioren-WM: Bronze Abfahrt 2002
- Sonstiges: Österreichs Sportlerin des Jahres 2007
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