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Erfolgsgeschichte seit 1992

Zum 24. Mal spielen sich heuer die besten Clubs Europas ihren Champion in der Champions League aus. Seit der Spielzeit 1992/93 ist der früher als Meistercup ausgespielte Bewerb der wichtigste Fixpunkt im Fußballkalender. Kein Titel bringt mehr Prestige, über keinen Bewerb wird im Vereinsfußball mehr diskutiert, und nirgendwo sonst ist schon allein die Teilnahme ein Riesengewinn.

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Bereits in der Saison 1991/92 wurde das Premiumprodukt Meistercup von der Europäischen Fußballunion (UEFA) einem Facelifting unterzogen. Die Einführung einer Gruppenphase sollte zusätzliche Spannung und zusätzliche Einnahmen bringen. Das Konzept ging auf, ein Jahr später traten die europäischen Meister bereits unter der Marke UEFA Champions League zum Wettstreit um den Titel an. Und die Faszination der Königsklasse, die heuer wieder live im ORF zu sehen sein wird, ist bis heute ungebrochen.

Premierensieger: In der Saison 1992/93 wurde erstmals offiziell nicht mehr der Europapokal der Landesmeister ausgespielt. Nach zwei Runden im K.-o.-System spielten sich die acht verbliebenen Teams in zwei Vierergruppen in der Champions League die Finalisten aus. Das Endspiel hieß Olympique Marseille und AC Milan, war aber aufgrund der beiden charismatischen Clubbosse auch das Duell Bernard Tapie gegen Silvio Berlusconi. Tapie entschied das Finale im Münchner Olympiastadion dank Basile Boli mit 1:0 für sich.

Dem ersten und bisher einzigen Titel einer französischen Mannschaft in der Champions League blieb jedoch ein schaler Nachgeschmack. Denn Olympique-Boss Tapie konnte nachgewiesen werden, dass er in der französischen Liga zumindest ein Spiel mit Schmiergeldern „gekauft“ hatte. Auch das 6:0 in der CL-Gruppenphase über ZSKA Moskau war nicht „sauber“ gewonnen worden. Marseille verlor aber nur den französischen Meistertitel und musste absteigen, als erster Sieger der Champions League steht Olympique weiter in den Statistikbüchern.

Rekordsieger: Spaniens Topduo gibt nicht nur in der Primera Division, sondern auch in der Champions League den Ton an - zumindest wenn es nach Titeln geht. Seit Einführung der Champions League holten Real Madrid und der FC Barcelona je viermal den Pokal. Zählt man den alten Meistercup dazu, waren die Madrilenen zehnmal die Könige Europas. Barcelona ist nicht nur aktueller Titelträger, sondern gewann auch 1991/92 den Meistercup - und damit jene Ausgabe, die bereits mit einer Gruppenphase garniert war. Fünf Titel im „neuen“ Format schaffte sonst kein Team.

Real Madrid mit dem CL-Pokal im Jahr 2002

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Zählt man den ehemaligen Meistercup dazu, holte Real gleich zehn Titel

Die großen Vier: Dass zwei spanische Clubs die Liste der Rekordsieger anführen, ist keine Überraschung. Denn die vier großen europäischen Fußballländer Spanien, Italien, England und Deutschland geben in der Champions League den Ton an. Von bisher 23 Titeln gingen 20 an Clubs aus diesen vier Ländern. Nur der FC Porto (Portugal), Ajax Amsterdam (Niederlande) und eben Olympique Marseille durchbrachen kurzfristig die Vormachtstellung des Quartetts.

Als offizielle Hauptstädte der Champions League gelten Madrid, Barcelona und Mailand mit je vier Siegen. Die italienische Metropole nennt mit dem AC Milan und Inter Mailand sogar zwei Champions ihr Eigen. Madrid brachte dafür das bisher einzige Städteduell im Finale zustande. 2014 kämpften die beiden Lokalrivalen Real und Atletico im Estadio da Luz von Lissabon um den Titel. Seit es die Champions League gibt, ging das Finale übrigens mit dreimal am öftesten in München über die Bühne: zweimal im Olympiastadion (1992, 1997) und einmal in der Allianz Arena (2012).

Geldmaschinerie: Auch wenn es viele Clubs nicht einmal annähernd in die Nähe des Endspiels schaffen, zahlt sich schon die Teilnahme an der Gruppenphase aus. Zwölf Mio. Euro Startgeld überweist die UEFA in diesem Fall. Schafft man in der Gruppenphase gar einen Sieg, ist man um 1,5 Mio. Euro reicher, schon bei einem Remis darf man sich über 500.000 Euro freuen.

Ein kleines Rechenspiel: Gelingt heuer einem Team eine „perfect season“ - sprich der Titel ohne verlorene Partie -, wären ohne TV-Gelder theoretisch 54,5 Mio. Euro fällig: zwölf Mio. Startprämie, neun Mio. für sechs Gruppensiege, 5,5 Mio. für das Achtelfinale, sechs Mio. für das Viertelfinale, sieben Mio. für das Semifinale und 15 Mio. für den Titel.

Keine Meisterliga: Die Zeiten, als nur die Meister der jeweiligen Länder um den Meisterpokal kämpften, sind lange vorbei. Seit der Ausweitung der Champions League haben auch viele Clubs, die in der Meisterschaft den Kürzeren gezogen haben, die Chance auf die begehrten Millionen und den Titel.

Jubel von Teddy Sherringham (Manchester United) im CL-Finale 1999

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Teddy Sheringham trug 1999 entscheidend zum Triumph ManUniteds bei

Einen Meister als Sieger der Königsklasse gab es zuletzt selten zu sehen. In den jüngsten vier Jahren holten sich mit Chelsea, Bayern, Real und Barcelona immer Teams den Pokal, die im Vorjahr in ihrer Liga nicht Meister waren. Der erste Nichtmeister der Champions-League-Sieger war 1999 Manchester United - dank seinem Last-Minute-Comeback gegen Bayern München.

Begehrter Wanderpokal: Apropos Pokal: Die aktuelle Trophäe ist bereits die sechste Ausgabe des Silberpokals. Die Originaltrophäe steht im Clubhaus von Real Madrid, das sich nach dem dritten Triumph im Meistercup in Folge 1960 den Pokal behalten durfte. Ajax Amsterdam (1973) und Bayern München (1976) schafften ebenfalls den Titelhattrick.

Auch bei AC Milan und FC Liverpool steht ein Original. Beide Teams gewannen den Meisterpokal bzw. die Champions League fünfmal. 2009 wurde die Regel geändert. Der FC Barcelona, der heuer zum fünften Mal den Pokal gewann, muss sich mit einem „Multiple-winner badge“ begnügen. Die UEFA gibt das teure Original nicht mehr dauerhaft her.

Tage der offenen Tür: Die zweifelhafte Ehre, die höchste Abfuhr in der Gruppenphase der Champions League kassiert zu haben, wurde in der Saison 2007/08 Besiktas Istanbul zu teil. Der türkische Traditionsclub kam beim FC Liverpool mit 0:8 unter die Räder. In der K.-o.-Runde war Bayern München bisher am öftesten für ein Torfestival gut. Der zweifache Champions-League-Sieger fertigte 2012 den FC Basel und 2015 Schachtjor Donzek im Achtelfinal-Rückspiel jeweils mit 7:0 ab.

Bayern hält auch den Rekord für das höchste Ergebnis in zwei Spielen. 2013 wurde der FC Barcelona im Semifinale vom späteren Champion mit 4:0 und 3:0 gedemütigt. Den bisher höchsten Sieg in einem Champions-Leauge-Endspiel feierte der AC Milan 1994. Und wieder war Barcelona der Leidtragende: Die Katalanen mussten damals im Olympiastadion von Athen nach einer 0:4-Packung den Italienern beim Jubeln zusehen.

Torjäger und Rekordspieler: Das Rennen um den erfolgreichsten Torschützen in der Champions League ist noch voll am Laufen. Barca-Star Lionel Messi, in 99 Spielen, und sein Real-Pendant Cristiano Ronaldo (115) halten bei jeweils 77 Toren und sind noch lange nicht am Ende ihrer Karriere angelangt. Nummer drei in der Liste ist der ehemalige Real-Torjäger Raul, der es in 142 Champions-League-Spielen auf 71 Treffer brachte.

Torschuss von Lionel Messi (Barcelona)

Reuters/Gustau Nacarino

Messi wird sein Torkonto in naher Zukunft wohl noch kräftig erhöhen

Die meisten Spiele in der Königsklasse hat mit Xavi (151) ebenfalls ein Spanier auf dem Buckel. Der in den arabischen Raum abgewanderte Mittelfeldspieler wird aber bald von seinem Landsmann Iker Casillas überholt werden. Der langjährige Real-Torhüter hat bisher nur ein Spiel weniger als Xavi absolviert - und hat heuer mit seinem neuen Arbeitgeber FC Porto zumindest sechs Spiele in der Gruppenphase bereits fix.

Apropos Rekordspieler: Den schnellsten Treffer in der Champions League erzielte zur Abwechslung kein Spieler eines spanischen Clubs. Der Niederländer Roy Makaay, damals im Dress von Bayern München, traf 2007 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid bereits nach gestoppten 10,12 Sekunden zur Führung. Die meisten Tore in einem Spiel gelangen zwei Spielern mit je fünf: In der Saison 2011/12 schenkte Messi Bayer Leverkusen beim 7:1-Sieg fünf Treffer ein, im Vorjahr wiederholte Schachtjors Luiz Adriano beim 7:0 über BATE Borisow das Kunststück.

Österreichs überschaubare Erfolge: Die Teilnahme österreichischer Clubs an der Champions League ist überschaubar. Bisher schafften es vier Clubs in die Gruppenphase. Einmal Casino Salzburg (1994/95), zweimal Rapid Wien (1996/97 und 2005/06) und zuletzt der Wiener Austria (2013/14) waren höchstens Achtungserfolge in Form von Siegen (Salzburg und Austria) oder Remis (Rapid) vergönnt.

Am erfolgreichsten spielte Sturm Graz in der Königsklasse mit. Die Steirer schafften es unter Trainer Ivica Osim von 1998 bis 2001 dreimal in die Gruppenphase. In der Saison 2000/01 sorgte Sturm mit dem Einzug in die damals ausgespielte zweite Gruppenphase sogar den größten Erfolg aus österreichischer Sicht. Allerdings haben die Steirer gemeinsam mit dem belgischen Club Anderlecht auch in einer Negativstatistik die Nase vorn: In insgesamt fünf Spielen kassierte Sturm fünf oder mehr Tore.

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