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Von der Vienna zu Dortmund

Nur eine Woche nach seinem Abgang nach viereinhalb Jahren beim 1. FC Köln ist Peter Stöger in einer höheren Etage der deutschen Bundesliga angekommen. Der Wiener übernahm am 10. Dezember nach der Entlassung von Peter Bosz mit sofortiger Wirkung das Traineramt bei Dortmund, wo er gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Manfred Schmid einen Vertrag bis 30. Juni 2018 erhält.

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Der Frust über das unschöne Ende seiner Tätigkeit bei Köln, wo der Vertrag am 3. Dezember vorzeitig aufgelöst wurde, schien mit einem Mal verflogen. Den zeitlich befristeten Kontrakt wertete er nicht als fehlenden Vertrauensbeweis der Dortmunder Vereinsführung: „Ich brauche keinen Rentenvertrag. Man wird im Sport sowieso in kurzen Abständen bewertet.“

Selbst die desaströse Bilanz von Stöger in dieser Saison beim 1. FC Köln konnte die BVB-Bosse nicht schrecken, wie er schmunzelnd feststellte. „Ich hab ihn gefragt, ob er eh weiß, dass ich der Trainer bin, der in dieser Saison drei Punkte holte“, berichtete der Coach vom Telefonat mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Viel Zeit bleibt nicht ...

Der Coach gilt nämlich bei all seinen Fußballfachkenntnissen als äußerst talentiert darin, eine Gruppe zu führen, und gilt unter den Spielern als beliebter Trainer. Diese Fähigkeit muss er nun gemeinsam mit seinem Assistenten Schmid bei einem Verein umsetzen, der trotz eines Rekordstarts zuletzt von internen Querelen gebeutelt wurde. Neben dem langjährigen Wegbegleiter Schmid wird auch der einstige BVB-Spieler Jörg Heinrich Stöger assistieren.

Peter Stöger

AP/Martin Meissner

Stöger muss mit Dortmund schnell in die Erfolgsspur finden

Viel Zeit bleibt dem Trio nicht, die beim BVB seit Wochen ersehnte Trendwende einzuleiten. Immerhin gab es in der Meisterschaft bereits einen 2:0-Auswärtssieg bei Mainz und einen 2:1-Heimsieg gegen Hoffenheim zu verbuchen. Im Pokal kam hingegen gegen Bayern München das Aus.

80.000 Fans pro Match, 400 Mio. Euro Umsatz

Stöger ist der erste österreichische Trainerlegionär seit Ernst Happel in den 1980er Jahren beim Hamburger SV, der einen zur erweiterten europäischen Spitze zählenden Verein betreut. Dortmund, das im Frühjahr von der Champions League in die Europa League umsteigen muss, gehört dennoch aufgrund der Kaderqualität, des großen Fanzuspruchs und des Umsatzes von über 400 Millionen Euro zur Elite des Kontinents.

Peter Stöger, 2013

APA/Herbert Pfarrhofer

Nach dem Meistertitel 2013 mit der Austria wechselte Stöger (M.) zu Köln

Künftig coacht Stöger in einem Heimstadion, das regelmäßig mit 80.000 Fans gefüllt ist. Noch im Juni 2011 war er beim GAK in der Regionalliga Mitte tätig, davor auch bei der Vienna, und wechselte dann zum SC Wiener Neustadt in die Bundesliga. Der Durchbruch gelang mit seinem Engagement bei der Austria.

Meister mit Austria, Kult in Köln

Stöger führte die „Veilchen“ in seiner Debütsaison 2012/13 mit Punkterekord zum Meistertitel und setzte sich dabei gegen eine äußerst starke Salzburg-Mannschaft unter Trainer Roger Schmidt mit Spielern wie Sadio Mane, Jonatan Soriano und Kevin Kampl durch. Lohn dafür war im Sommer 2013 ein Vertrag beim 1. FC Köln. Gleich in der ersten Spielzeit unter Stöger schaffte es der davor jahrelang kriselnde Großclub zurück in die Bundesliga.

Peter Stöger

APA/dpa/Maja Hitij

1.635 Tage, länger als jeder andere Trainer, betreute Stöger die „Geißböcke“

Dort erreichte man mit dem 65-fachen ÖFB-Internationalen danach die Endränge zwölf, neun und fünf und im vergangenen Sommer die erste Europacup-Teilnahme seit 25 Jahren. In dieser Saison jedoch folgte der Absturz. Nach nur drei Punkten aus 14 Runden wurde Stöger Anfang Dezember gefeuert - zum Ärger der Fans, bei denen der Zuspruch für den 51-Jährigen und längstdienenden Köln-Trainer aller Zeiten bis zum Schluss immens war.

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