Verrückter Transfersommer
In Europa ist im Sommer in der vergangenen Transferperiode zwischen 1. Juni und 1. September 2017 ein neues Rekordhoch an Transfersummen erreicht worden. Eine besonders starke Konzentration ist auf die fünf „Großmächte“ England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien zu konstatieren.
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In den „Big Five“ wurden insgesamt 1.608 Transfers um rund 3,67 Milliarden Dollar (3,06 Mrd. Euro) verzeichnet. Nahezu drei Viertel der Ausgaben wurden von diesem Quintett getätigt. Damit stieg die Transfersumme in den fünf Nationen im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Drittel. Die Ausgaben verdreifachten sich in den vergangenen fünf Jahren.

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Superstar Neymar bei seiner Ankunft in Paris
Für die größten Schlagzeilen sorgte natürlich der neue Rekordmann Neymar. Der 25-jährige Brasilianer wechselte nach einem Hickhack für unglaubliche 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Damit wurde die bisherige Bestmarke wahrlich pulverisiert: 105 Millionen Euro hatte Manchester United im Vorjahr für Paul Pogba an Italiens Serienmeister Juventus Turin überwiesen.
180 Millionen für Mbappe
Damit nicht genug: Die Pariser sicherten sich auch noch die Dienste von Kylian Mbappe. Die Franzosen leihen den 18-Jährigen nach dem Rekordtransfer von Neymar zunächst für ein Jahr aus. Danach gibt es die Option auf einen Vierjahresvertrag bis Sommer 2022. Im kommenden Jahr müssen die Clubbesitzer aus Katar dann 180 Millionen Euro für die langfristige Verpflichtung des Teenagers an AS Monaco überweisen.

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Mbappe avancierte zum zweitteuersten Fußballer der Welt
Diese wird fällig, wenn die Pariser auch 2018/19 in der Ligue 1 spielen, wovon auszugehen ist. Mit diesem Leihvertrag und der praktisch fixen Transferklausel im kommenden Jahr umgeht der Hauptstadtclub zusätzliche Probleme mit dem Financial Fairplay der UEFA.
Aber auch Ousmane Dembele überholte seinen französischen Teamkollegen Pogba. Der 20-jährige Rechtsaußen, der sogar in den Streik trat, um seinen Wechsel von Borussia Dortmund nach Barcelona zu erzwingen, kostete eine fixe Ablösesumme von 105 Mio. Euro. Diese kann sich durch diverse Bonuszahlungen im Erfolgsfall noch auf bis zu 147 Mio. erhöhen.
„Schnäppchen“ Lukaku
Dagegen war der belgische Torjäger Romelu Lukaku, der für 75 Millionen Pfund innerhalb der englischen Premier League von Everton zu Manchester United transferiert wurde, geradezu ein „Schnäppchen“. Eine überraschend hohe Summe wurde für Alvaro Morata bezahlt. Der spanische Teamstürmer kam beim Champions-League-Sieger Real Madrid nicht über die Rolle des Edelreservisten hinaus, dennoch wird sein Transfer zum englischen Meister Chelsea im besten Fall 80 Millionen in die Clubkassa der „Königlichen“ spülen.
Naby Keita absolviert diese Saison noch mit dem deutschen Vizemeister RB Leipzig, soll danach aber für kolportierte 70 Millionen Euro zum Liverpool FC wechseln. Der Teamspieler aus Guinea hat seinen Marktwert damit innerhalb kürzester Zeit nahezu verfünffacht, nachdem er im Vorjahr für 15 Millionen Euro von Red Bull Salzburg zum damaligen Schwesterclub nach Leipzig gewechselt war. Österreichs Serien-Double-Gewinner ist deshalb auch am kommenden Transfererlös beteiligt.
AC Milan tätigt Großinvestitionen
Neben dem französischen Vizemeister Paris Saint-Germain tat sich vor allem der AC Milan als „Big Spender“ hervor. Nach der Übernahme durch chinesische Investoren investierte der Europa-League-Gegner der Wiener Austria vor Saisonbeginn insgesamt 211 Millionen Euro in neue Spieler, um den siebenten Meistertitel en suite von Rekordchampion Juventus Turin zu verhindern. So wurde von Juve Abwehrchef Leonardo Bonucci um 42 Mio. Euro losgeeist.
Die 20 Clubs der englischen Premier League gaben unterdessen in Summe rund 1,2 Milliarden Pfund (1,3 Mrd. Euro) aus und sorgten damit ebenfalls für eine neue Bestmarke. Manchester City trug dazu auch heuer einen beträchtlichen Teil bei. Allein der vom französischen Meister AS Monaco verpflichtete Benjamin Mendy kostete 58 Millionen Euro. Der 23-Jährige wurde damit zum teuersten Verteidiger der Welt.
Für österreichische Spieler flossen ebenfalls Rekordbeträge in diesem Sommer. Um umgerechnet mehr als 27 Millionen Euro holte West Ham United ÖFB-Teamspieler Marko Arnautovic vom englischen Ligakonkurrenten Stoke City, der um 19,5 Mio. Euro Innenverteidiger Kevin Wimmer vom Vizemeister Tottenham Hotspur verpflichtete. Damit ist Aleksandar Dragovic, der im Vorjahr um 18 Mio. Euro von Dynamo Kiew zu Bayer Leverkusen gestoßen war, nur noch die Nummer drei in der Rangliste der zehn bisher teuersten Transfers österreichischer Fußballer.
Maximilian Wöber avancierte in der Zwischenzeit zum teuersten heimischen Spieler, der je aus der österreichischen Bundesliga ins Ausland wechselte. 7,5 Millionen Euro überwies der niederländische Vizemeister Ajax Amsterdam für den 19-jährigen Innenverteidiger an den SK Rapid Wien, für den diese Summe ebenfalls Transferbestwert für einen Eigenbauspieler bedeutete.
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