Ein erfolgreich verkorkstes Jahr
Das Länderspieljahr 2017 ist aus österreichischer Sicht seit dem letzten Länderspiel am 14. November gegen Uruguay ein Fall für die Statistik. Geht es rein nach den nackten Zahlen, liest sich die Bilanz, weil positiv, gar nicht schlecht. Doch die klar verpasste Qualifikation für die WM 2018 in Russland bleibt als großer Makel einer erfolgreich verkorksten Saison stehen.
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Achtmal stand eine Auswahl des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) heuer auf dem Feld. Neben zwei Testspielen standen noch sechs Qualifikationspartien für die WM im kommenden Jahr auf dem Programm. Dabei durften insgesamt 29 Akteure das Teamtrikot tragen. Als Einziger bestritt Torhüter Heinz Lindner alle acht Spiele. Rein statistisch ist die Bilanz der Nationalmannschaft heuer klar positiv: Vier Spiele wurden gewonnen, dreimal spielte man remis und nur einmal ging man als Verlierer vom Platz.

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Beim Debüt von Franco Foda gelang Österreich ein versöhnlicher Abschluss
Dank des 2:1-Sieges zuletzt gegen Uruguay beendete Österreich das Jahr mit drei Siegen in Folge. Rechnet man das 1:1 gegen Georgien Anfang September mit ein, ist das ÖFB-Team seit vier Spielen ungeschlagen. Die beste Serie in jüngster Zeit gelang 2015 mit sieben Spielen ohne Niederlage (sechs Siege, ein Remis). Im Rahmen der erfolgreichen EM-Qualifikation gewann das ÖFB-Team fünf Spiele en suite. Saisonübergreifend blieb Österreich 2013/14 sogar neun Partien (sechs Siege, drei Remis) ungeschlagen.
Eine entscheidende Niederlage
Doch von der positiven Bilanz 2017 kann man sich aus österreichischer Sicht nichts kaufen. Denn drei der vier Siege wurden zu einem Zeitpunkt eingefahren, wo es für Rot-Weiß-Rot - speziell in der WM-Qualifikation - um nichts mehr ging. Das 3:2 gegen Serbien und der 1:0-Auswärtssieg in Moldawien waren nur noch schöne Abschiedsgeschenke für den scheidenden Teamchef Marcel Koller. Davor hatte Österreich nur zu Beginn des Länderspieljahres Ende März mit dem 2:0 gegen Moldawien drei Punkte eingefahren.
Im Sommer und Herbst verlernten die Österreicher aber im entscheidenden Moment das Siegen. Einem Remis im Test gegen Finnland folgte das 1:1 in Dublin gegen Irland und die einzige Niederlage des Jahres in Wales - die trug dafür das Prädikat „entscheidend“. Der damals erst 17-jährige Ben Woodburn traf mit seinem Schuss zum 1:0-Sieg der Waliser Österreich genau ins Herz und schoss das Nationalteam praktisch aus dem Rennen. Mit dem nächsten 1:1, diesmal daheim gegen Georgien, war der WM-Zug endgültig abgefahren.

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Woodburn (l.) besiegelte die einzige, aber entscheidende ÖFB-Pleite 2017
Erst danach kehrte das ÖFB-Team wieder in die Erfolgsspur zurück. Beim letzten Sieg des Jahres, jenem 2:1 gegen Uruguay, saß mit Franco Foda bereits ein neuer Teamchef am Ruder. Im Unterschied zu dem Schweizer, der seit 2011 das Nationalteam betreut hatte, startete der Deutsche mit einem Sieg. Bei Kollers Debüt 2011 hatte sich das ÖFB-Team der Ukraine auswärts noch 1:2 geschlagen geben müssen.
Abschlusssieg als gutes Omen?
Immerhin: Dass ein Länderspieljahr mit einer positiven Note beendet wurde, gab es aus rot-weiß-roter Sicht schon länger nicht mehr. Zuletzt gelang 2013 einer ÖFB-Auswahl ein erfolgreicher Jahresabschluss. Damals wurden die USA mit den Trainern Jürgen Klinsmann und Andreas Herzog in Wien mit 1:0 besiegt. Vielleicht ein gutes Omen, denn im Jahr darauf startete Österreich jenen Erfolgslauf, der in der ersten sportlichen Qualifikation für eine Europameisterschaft mündete.

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Moritz Bauer debütierte unter Koller und ist mittlerweile Stammspieler
Im kommenden Jahr könnte auch der Umbruch im Team weitergehen. Bereits 2017 feierten neun Akteure ihr Debüt im Nationalteam: Florian Grillitsch, Stefan Lainer, Kevin Danso, Moritz Bauer, Maximillian Wöber, Philipp Lienhart, Philipp Schobesberger und zuletzt gegen Uruguay Deni Alar und Stefan Schwab. Mit Martin Harnik, Zlatko Junuzovic, Markus Suttner und Ramazan Öczan verabschiedeten sich vier Akteure in den „Ruhestand“ - zumindest in Sachen ÖFB-Auswahl.
Die Zuversicht der Teamspieler nach dem versöhnlichen Jahresabschluss war jedenfalls groß. „Je länger wir arbeiten, umso besser werden wir“, sagte etwa Marko Arnautovic mit Hinweis auf die gerade erst begonnene Ära von Teamchef Foda. Kapitän Julian Baumgartlinger bat um Geduld: „In erster Linie brauchen wir jetzt einmal Zeit.“ Die nächsten Länderspiele steigen im März 2018, wobei Gegner und Austragungsorte noch offen sind. Weiter geht es Ende Mai/Anfang Juni mit zwei weiteren Partien, ehe es im September 2018 mit dem Auftakt zur Nations League ernst wird.
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