„I wer’ narrisch“
20 Jahre haben vergehen müssen, ehe sich Österreich wieder für eine WM qualifiziert hat. In Argentinien sorgte die Auswahl von Teamchef Helmut Senekowitsch für Furore und beendete in Cordoba mit einem 3:2 die deutschen Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Gastgeber Argentinien holte sich mit einem 3:1 nach Verlängerung gegen die von Ernst Happel betreuten Niederlande den ersten WM-Titel.
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Zunächst setzte es für das ÖFB-Team gegen die Niederlande (1:5) einen Dämpfer und gegen Italien (0:1) eine unglückliche Niederlage. Am 21. Juni 1978 ging es schließlich nach Cordoba, wo ein Mythos geboren wurde. Österreich besiegte durch Tore von Hans Krankl und einem Eigentor von Berti Vogts den regierenden Weltmeister Deutschland mit 3:2 und belegte damit den nicht erwarteten siebenten Platz.

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Der Name Hans Krankl ist untrennbar mit Cordoba verbunden
Es war der erste Sieg über den großen Nachbarn, der vor der Partie nur über die Höhe des Triumphs gesprochen hatte, nach 47 Jahren und die Erfüllung eines alpenländischen Fußballtraums. Radiokommentator Edi Finger wurde mit seiner Übertragung („I wer’ narrisch“) legendär, für die „Cordoba-Generation“ mit unter anderen Krankl, Prohaska, Pezzey, Schachner, Hattenberger, Hickersberger, Koncilia und Jara öffneten sich die Türen ins Ausland.
Das Turnier wurde von viel Kritik begleitet, da Argentinien seit 1976 vom totalitären Regime von General Jorge Videla geführt wurde. Die Militärjunta, die 30.000 Todesopfer forderte, schlachtete die WM propagandistisch aus, trotz eines breiten Boykottaufrufs reisten aber alle Nationen an.
Die „Schande von Gijon“
Vier Jahre nach Argentinien qualifizierte sich das ÖFB-Team auch für die WM 1982 in Spanien. Den Helden von Cordoba folgte allerdings die Schande von Gijon, als Österreich und Deutschland beim 0:1 ihre Fußballehre verspielten. Die Deutschen schafften es sogar bis ins Finale, das Italien mit 3:1 gewann und als zweites Land nach Brasilien zum dritten Mal den WM-Pokal holte.
Die mathematischen Voraussetzungen vor dem 25. Juni 1982 in Gijon waren denkbar einfach. Österreich konnte sich nach den Siegen gegen Chile (1:0) und Algerien (2:0) eine Niederlage mit einem Tor leisten, die Deutschen mussten gewinnen. Als Horst Hrubesch die DFB-Elf in der elften Minute in Führung köpfelte, war die für beide Teams zielführende Konstellation erreicht.

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Mit Hrubeschs Tor war das Spiel praktisch beendet
Unendlich lange 80 Minuten schoben sich die Spieler beider Mannschaften in einem Nichtangriffspakt den Ball zu, ohne ernsthaft ein Tor erzielen zu wollen. 41.000 Zuschauer im Estadio El Molinon winkten zum Zeichen ihres Missfallens mit weißen Tüchern, algerische Fans auf der Tribüne wedelten mit Geldscheinen. Es reichte beiden Mannschaften zum Aufstieg in die zweite Runde auf Kosten von Algerien, dem die Sensation gegen Deutschland (2:1) nichts nützte.
Maradonas „Hand Gottes“
Innerhalb von nur 16 Jahren war Mexiko 1986 zum zweiten Mal Schauplatz der WM-Endrunde - als „Einspringer“ für das ins wirtschaftliche Trudeln geratene Kolumbien. In die Geschichtsbücher ging das Turnier nicht nur wegen des zweiten und bisher letzten Titels für Argentinien ein, sondern vor allem wegen der „Hand Gottes“ von Argentiniens Star Diego Maradona.
Es war das politisch hochbrisante Viertelfinal-Duell mit England nur vier Jahre nach dem gegen Großbritannien verlorenen Krieg um die Falkland-Inseln. 0:0 stand es zur Halbzeit. Sechs Minuten nach der Pause stieg Maradona hoch und bugsierte den Ball mit der linken Faust ins Tor. „Es war die Hand Gottes und der Kopf Maradonas“, sagte der Superstar direkt nach der Partie. Nur vier Minuten später legte er das 2:0 nach. Sein unwiderstehliches Solo über das halbe Spielfeld war ein Tor für die Ewigkeit. Der Treffer wurde von der FIFA zum Jahrhunderttor gewählt.
„Das Tor mit der Hand hat mir viel mehr Freude bereitet als das zweite, das zum schönsten Treffer der WM-Geschichte gewählt wurde“, sagte Maradona später. Für Englands Stürmer Gary Lineker war es ein schwacher Trost, dass er mit sechs Treffern noch vor dem damals 25-jährigen Maradona schließlich zum Torschützenkönig wurde.
Deutschland unter Beckenbauer zum dritten Titel
1990 kehrte die Weltmeisterschaft nach 56 Jahren zurück nach Italien, wo sich Deutschland nach drei gescheiterten Anläufen zum insgesamt dritten Mal den Titel schnappte. Baumeister des Erfolgs war erneut Franz Beckenbauer, der diesmal als Trainer fungierte.
Deutschland hatte Argentinien im Finale durch einen Elfmeter von Andreas Brehme vier Minuten vor Schluss mit 1:0 geschlagen. Nach dem Brasilianer Mario Zagallo war Beckenbauer nun der Zweite, der sowohl als Spieler als auch als Teamchef Weltmeister wurde. Als Spieler war ihm das 1974 bei der WM im eigenen Land gelungen.
„Selecao“ widmet Titel Senna
Die WM 1994 sollte „Soccer“ in den USA groß herausbringen. Überschattet bleibt das Turnier aber vom Mord an Andres Escobar. Mit einem Eigentor hatte der 27-Jährige beim 1:2 gegen den Gastgeber Kolumbiens Aus nach der Gruppenphase eingeleitet, zwei Wochen später wurde er am 2. Juli 1994 in Medellin deshalb erschossen. Weltmeister wurde Brasilien durch ein finales 3:2 im Elferschießen gegen Italien.
Die Brasilianer mit ihrem Traumsturm Romario und Bebeto blieben am Ende als einziges Team ungeschlagen und gingen lediglich beim 1:1 in der Gruppe gegen Schweden nicht als Sieger vom Platz. Den vierten WM-Titel widmete die „Selecao“ dem rund zwei Monate zuvor tödlich verunglückten Formel-1-Idol Ayrton Senna.
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