Premieren für Frankreich und Spanien
Die „Grande Nation“ hat 1998 ausgerechnet im eigenen Land ihren ersten und bisher einzigen WM-Titel geholt. Zum Helden wurde Zinedine Zidane, der im Finale gegen Brasilien (3:0) bereits vor der Pause zweimal per Kopfball erfolgreich war. Das Turnier wurde erstmals mit 32 Mannschaften ausgetragen. Auch Österreich war eine davon - es war die bisher letzte WM-Teilnahme des ÖFB-Teams.
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Prägende Figur des Turniers war Zidane, obwohl der französische Spielmacher zwei Spiele wegen einer Rot-Sperre verpasste. Die „Equipe Tricolore“ mit all ihren Stars wie Marcel Desailly, Lilian Thuram und Jungstürmer Thierry Henry einte die Nation hinter sich. Das Team von Aime Jacquet gewann alle drei Gruppenspiele, mühte sich aber durch die K.-o.-Phase. Im Achtelfinale gegen Paraguay (1:0 n. V.) rettete den Gastgeber das erste „Golden Goal“ der WM-Geschichte durch Kapitän Laurent Blanc.
Vor dem Finale dominierte ein Rätselraten über die Fitness von Ronaldo die Schlagzeilen. Brasiliens Stürmerstar spielte trotz einer Knieverletzung, war aber nur ein Schatten seiner selbst. Zidane stellte früh die Weichen auf Sieg, Emanuel Petit besorgte den 3:0-Endstand. Mehr als eine Million Menschen feierten am 12. Juli auf den Champs Elysees. Zwei Jahre später wurde das Team auch Europameister.
Brasilien, die fünfte
Die in Südkorea und Japan und damit erstmals in zwei Ländern veranstaltete WM 2002 ging als Endrunde der Schiedsrichterfehlentscheidungen in die Geschichte ein. Mit Brasilien triumphierte das beste Team des Turniers. Die „Selecao“, die alle sieben WM-Partien gewann, holte ihren bereits fünften Titel und versetzte ein ganzes Land in Ekstase. Stürmer Ronaldo avancierte mit seinem Doppelpack beim 2:0-Finalsieg über Deutschland endgültig zum brasilianischen Nationalhelden und krönte sich mit acht Treffern auch zum Torschützenkönig.
Südkorea scheiterte erst im Halbfinale an Deutschland und hatte zuvor die Titelanwärter Italien (Achtelfinale/2:1 n. V. mit „Golden Goal“) und Spanien (Viertelfinale/5:3 i. E.) eliminiert, allerdings mit Hilfe eklatanter Schiedsrichterfehlentscheidungen. Italien haderte mit Referee Byron Moreno, der Francesco Totti in der Verlängerung wegen einer angeblichen Schwalbe völlig zu Unrecht die Gelb-Rote Karte zeigte und auch noch das vermeintliche „Golden Goal“ von Damiano Tommasi wegen Abseits annullierte. Den Spaniern wurden im Viertelfinale vom Ägypter Gamal al-Ghandour zwei reguläre Treffer aberkannt.
Der Kopfstoß von Zidane
Vier Jahre später war Deutschland wieder Gastgeber einer WM. Das bejubelte „Sommermärchen“ des deutschen Fußballs endete erst im Halbfinale gegen Italien (0:2 n. V.). Die Italiener holten sich im Finale in Berlin gegen Frankreich ihren vierten WM-Titel. In Erinnerung blieb davon vor allem ein Kopfstoß - jener von Frankreichs Superstar Zidane gegen Italiens Marco Materazzi.

AP/Jasper Juinen
Materazzi legte sich mit Zidane an und ging nach dem Kopfstoß zu Boden
Es war das letzte Spiel in der großen Karriere des französischen Regisseurs. Zidane hatte Frankreich per Elfmeter in Führung gebracht, in der Verlängerung ließ er sich nach einer offensichtlichen Provokation von Ausgleichstorschütze Materazzi zu einer Tätlichkeit hinreißen. Zidane wurde zwar als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet, den WM-Pokal aber stemmte Italiens Abwehrchef Fabio Cannavaro. Frankreich-Stürmer David Trezeguet hatte im Elfmeterschießen nur die Latte getroffen.
Spanien krönt sich erstmals zum Weltmeister
Spanien hat seine Dominanz im Weltfußball mit dem WM-Titel 2010 in Südafrika nur zwei Jahre nach dem EM-Gewinn 2008 in Österreich und der Schweiz untermauert. Die Iberer setzten sich bei der erstmals in Afrika ausgetragenen Endrunde am 11. Juli im Finale in Johannesburg gegen die Niederlande mit 1:0 durch. Die Entscheidung fiel erst in der Verlängerung durch einen Treffer von Andres Iniesta (116.). Die Spanier waren auf dem Weg zu ihrem ersten WM-Titel nicht souverän. Der Auftakt wurde mit einem 0:1 gegen die Schweiz völlig verpatzt, erstmals überhaupt verlor ein Weltmeister auf dem Weg zum Titel sein Auftaktspiel.
Negativ in Erscheinung traten - vor allem im Achtelfinale - erneut die Schiedsrichter. Die ärgste Fehlentscheidung passierte bei Deutschlands 4:1-Sieg gegen England. Beim Stand von 2:1 traf Englands Frank Lampard in Minute 38 in Bloemfontein die Latte, von der Unterkante prallte der Ball rund 40 Zentimeter hinter die Linie, das Tor wurde aber nicht anerkannt. Das „Wembley-Tor“ erhielt somit unerwartete Aktualität.
Deutschland demütigt Brasilien
2014 gewann Deutschland zum vierten Mal nach 1954, 1974 und 1990 den Titel und liegt nur noch einen Erfolg hinter Rekordhalter Brasilien. In einem dramatischen Finale vor 74.738 Zuschauern im Maracana in Rio de Janeiro setzte sich die Mannschaft von Teamchef Joachim Löw gegen Argentinien rund um Superstar Lionel Messi - zum Spieler des Turniers gewählt - mit 1:0 nach Verlängerung durch. Das Goldtor erzielte der eingewechselte Mario Götze in der 113. Minute.
Auf dem Weg ins Finale hatte Deutschland einen Traumstart erwischt, Portugal wurde mit 4:0 überrollt. Nach einem 2:2 gegen Ghana schoss Thomas Müller die DFB-Elf im Dauerregen von Recife mit dem 1:0 gegen die USA ins Achtelfinale. Es folgte ein mühsames 2:1 gegen Algerien und ein 1:0 gegen Frankreich, das bei der WM ohne den an Rückenproblemen laborierenden Star Franck Ribery auskommen musste. Im Halbfinale in Belo Horizonte wurde Gastgeber Brasilien mit einem historischen 7:1 demontiert.

AP/Martin Meissner
Im Halbfinale überrollte die DFB-Elf Brasilien in Belo Horizonte mit 7:1
Für die „Selecao“ wurde die Heim-WM, bei der erstmals und erfolgreich Torlinientechnik und Schaumsprays eingesetzt wurden, zum Fiasko. Anstelle der „Hexa“, des sechsten WM-Titels, folgte dem blamablen Halbfinal-Auftritt auch noch eine 0:3 im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande. Die Fans buhten die abgestürzten Helden aus. Star Neymar hatte wegen eines bereits im Viertelfinale gegen Kolumbien erlittenen Wirbelbruchs nicht mehr gespielt, ohne ihn war die Mannschaft auseinandergebrochen. Das Rücktrittsangebot von Teamchef Luiz Felipe Scolari wurde vom Verband akzeptiert.
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