Brasilien „auf einem Toplevel“
Alles hat ein Ende, auch die schönste Siegesserie. Mit dieser Erkenntnis verabschiedeten sich die Spieler des österreichischen Nationalteams in den Urlaub. Mit der 0:3-Niederlage gegen Brasilien am Sonntag im letzten von drei Testspielen setzte es zwar die erste Niederlage unter Franco Foda, doch die Spieler waren sich einig: Man muss auch aus der Lehrstunde die positiven Erkenntnisse mitnehmen.
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„Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sie werden der nächste Weltmeister sein, fertig“, fasste Marko Arnautovic die Pleite gegen den Rekordweltmeister aus Südamerika kurz und bündig zusammen. Die „Selecao“ präsentierte sich bei ihrer Generalprobe genauso, wie ein Titelkandidat bei der Endrunde in Russland aufzutreten hat: kompakt, zielstrebig und abgebrüht. „Es war ein Gegner, der immer das richtige Mittel auf unser Spiel gefunden hat“, sagte auch Kapitän Julian Baumgartlinger.
Österreich unterliegt Brasilien
Österreichs Nationalteam hat am Sonntag mit einem klaren 0:3 gegen Brasilien erstmals unter Teamchef Franco Foda eine Niederlage hinnehmen müssen.
Gabriel Jesus, Neymar und Philippe Coutinho sorgten ergebnismäßig für klare Verhältnisse im Wiener Prater, der in Sachen Temperatur und Luftfeuchtigkeit an den brasilianischen Regenwald erinnerte. Im zehnten Duell gab es damit den siebenten Sieg des fünffachen Weltmeisters. Zählt man die drei Remis aus längst vergangenen Tagen dazu, bleibt unter dem Strich, dass Österreich gegen Brasilien weiterhin noch nie gewonnen hat. Das 0:3 war im sechsten Spiel unter Foda nach fünf Siegen auch die erste Niederlage. Auch die Serie von insgesamt sieben Erfolgen en suite ist seit Sonntag Geschichte.
Viele leere Kilometer
Nach zwei Wochen Trainingslager und den schweren, wenn auch erfolgreichen Testspielen gegen Russland und Deutschland hatte Fodas Mannschaft einen Tag vor ihrem Urlaub Brasilien nichts mehr entgegenzusetzen. „Man hat die unterschiedlichen Voraussetzungen gesehen. Für Brasilien war es das letzte Testspiel vor der WM, sie waren auf einem Toplevel“, analysierte der Teamchef die erste Niederlage seiner Amtszeit trocken, „in einigen Phasen des Spiels hat man gesehen, dass uns nach einer sehr langen Saison einfach die Energie, die Substanz und die Kraft gefehlt hat“.
Österreich versuchte zwar mit Kampf dagegenzuhalten, lief aber schon bald nur noch dem Ball hinterher, der gekonnt in den brasilianischen Reihen hin und her geschoben wurde. „Sie waren gut auf uns eingestellt, das hat man gesehen. Sie haben unser Pressing mit mehreren Varianten super überspielt“, sagte Kapitän Baumgartlinger. Ähnlich sah es auch David Alaba: „Wir hatten in der Offensive sehr leichte Ballverluste. Dann ist es natürlich nicht leicht, die meiste Zeit dem Ball nachzulaufen.“

ORF.at/Dominique Hammer
Neymar (r.) und seine Brasilianer waren den Österreichern meist einen Schritt voraus
Hatten die Österreicher dann einmal doch den Ball, kam der letzte Pass nicht an, so Baumgartlinger. Gelang dann der letzte Pass doch - wie bei Kombination über die Stationen Alessandro Schöpf, Stefan Lainer und Arnautovic in der 22. Minute - dann klappte der Abschluss nicht. „Wir hätten das eine oder andere Momentum im Spielglück brauchen können“, sagte Baumgartlinger. Spätestens nach dem 0:2 durch Neymar war dann auch die Luft draußen, auch da waren sich die Österreicher einig. „Da macht man sich schon Gedanken, dass wohl nicht mehr viel drinnen ist“, sagte Verteidiger Martin Hinteregger.
Bitteres 0:1 als Knackpunkt
Für Foda war der Knackpunkt im Spiel schon davor passiert, genauer in Minute 36, als Gabriel Jesus aus spitzem Winkel so platzierte, dass der sonst starke Heinz Lindner keine Chance auf eine Abwehr hatte. Was den Teamchef besonders ärgerte: Der Jungstar von Manchester City war beim geblockten Schuss von Marcelo, der ihm die Kugel bescherte, klar im Abseits gestanden. Ein Umstand, den die Schiedsrichter aber übersehen hatten. „Das hat die Mannschaft zurückgeworfen“, sagte Foda.
Kurz nach der Pause mobilisierten die Österreicher zwar noch einmal alle Kräfte, doch nach Neymars Tanzeinlage, bei der es Aleksandar Dragovic auf den Hosenboden setzte, war am Ausgang der Partie nicht mehr zu rütteln. „Nach dem 2:0 sind wir auseinandergebrochen“, sagte Hinteregger. Die folgenden Konter, als die Österreicher wenigstens versuchten den Brasilianern in ihrem zehnten Spiel unter Teamchef Tite das erst zweite Tor zu schießen, waren dann nur noch die logische Konsequenz, so Hinteregger.
Es gibt viel zu lernen
Eines wollten die Teamspieler und ihr Trainer aber nicht: sich den Länderspiellehrgang schlechtreden lassen. Denn immerhin hatte man den WM-Gastgeber Russland mit 1:0 und dann sogar Weltmeister Deutschland mit 2:1 geschlagen. „Ich bin mit dem Trainingscamp sehr zufrieden. Es gab keine Verletzten, und wir haben zwei von drei Spielen gewonnen“, sagte Arnautovic. Auch für Teamchef Foda war die Niederlage gegen Brasilien daher „kein Beinbruch. Ich kann das Spiel sehr gut einordnen. Das konnte ich auch schon gegen Russland und Deutschland.“
Das Wichtigste, was man in den Urlaub mitnehmen könne, sei die Lernerfahrung, speziell auch jene Aufgaben, die von Brasilien gestellt wurden. Man könne laut Arnautovic viel mitnehmen, „außer vielleicht das Wehleidige“, wie der Wiener Brasiliens Superstar Neymar, der oft leicht zu Boden ging, ausrichtete. Bayern-Ass Alaba formulierte die Lernerfahrung, ohne ins Detail zu gehen, so: „Wir müssen versuchen das Positive rausziehen, das Negative analysieren und das nächste Mal das Negative besser machen.“
Teamchef Foda blickte ebenfalls zufrieden auf den Lehrgang, der die Mannschaft von Tirol über Kärnten und das Burgenland bis Wien geführt hatte. „Gegen Brasilien kann man verlieren. Wir werden gezielt weiterarbeiten und lassen uns von so einer Niederlage nicht aus der Ruhe bringen“, sagte der Deutsche. Fodas Urlaub wird auch aus Spielerbeobachtungen bestehen. Am 6. September steht die nächste Prüfung in Form von Schweden auf dem Stundenplan. Dort gilt es, das Erlernte wieder umzusetzen.
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