„Es gibt keinen Grund zum Pessimismus“
Nach 16 Tagen mit einigen Trainingseinheiten und drei Spielen gegen Topgegner ist für Österreichs Nationalteam am Sonntag ein intensiver Lehrgang zu Ende gegangen. Siege gegen WM-Gastgeber Russland und Titelverteidiger Deutschland standen einer abschließenden Niederlage gegen Brasilien gegenüber. Trotz des klaren 0:3 gegen die „Selecao“ zog Teamchef Franco Foda eine positive Bilanz und hatte lobende Worte für das Team.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Es gibt keinen Grund zum Pessimismus - im Gegenteil. Ich bin absolut zufrieden, wie sich die Mannschaft präsentiert hat und aufgetreten ist. Ich bin sehr stolz auf die Truppe. Wir befinden uns auf einem sehr, sehr guten Weg und dürfen uns in Zukunft auf diese Spieler und diese Mannschaft freuen“, sagte Foda, für den die erste Niederlage nach fünf Siegen in seiner noch kurzen Ära kein Problem darstellte. „Die Bilanz spielt für mich keine Rolle.“

GEPA/Christian Ort
Teamchef Franco Foda konnte das 0:3 gegen Brasilien nicht die Laune verderben
Größerer Konkurrenzkampf, höhere Flexibilität
In den Vordergrund stellte Foda lieber die positiven Erkenntnisse, die er und sein Team gewinnen konnten. Bewertet man das letzte halbe Jahr, dann habe sich das Team kontinuierlich gesteigert, ist Foda überzeugt. Vor allem bezüglich größerer Flexibilität im System und erhöhten Konkurrenzkampfs aufgrund neuer Spieler zeigte sich der Teamchef zufrieden. „Alle haben sich gegenseitig gefordert. Die Auswahl ist größer geworden. Jeder muss wissen, dass es keinen Freifahrtschein gibt, jeder muss sich neu beweisen“, sagte Foda.
Julian Baumgartlinger hat damit überhaupt kein Problem. „Ich bin froh, dass wir jetzt einen so großen und vor allem guten Kader haben. Es ist gut, dass wir Spieler haben, die einspringen oder sogar die Startelfposition übernehmen können. Die Basis ist einmal da“, sagte der Kapitän und warnte davor, nach der Niederlage gegen Brasilien alles schlechtzureden: „Das wäre ein Blödsinn. Dafür haben wir in diesem Jahr zu viel investiert.“

ORF.at/Dominique Hammer
Peter Zulj empfahl sich mit seinen Leistungen für weitere Einsätze im ÖFB-Team
Starke Gegner als bewusstes Risiko
Foda ist sicher, dass das Team weiter zusammengewachsen ist. Die Erfolge vor Brasilien haben dafür alles andere als geschadet. „Siege sind immer wichtig - für die Euphorie im eigenen Land und für das Selbstvertrauen der Spieler“, sagte Foda, der sich bewusst ist, dass die drei Partien gegen die WM-Teilnehmer Russland, Deutschland und Brasilien auch ganz anders ausgehen hätten können.
„Das war mir bewusst. Ich wollte diese Gegner, auch mit dem Risiko, dass wir vielleicht keines der drei Spiele gewinnen. Das wäre möglich gewesen. Ich wollte aber sehen, wie sich das Team in gewissen Situationen verhält - auch gegen Brasilien“, sagte Foda.
Gegen Brasilien fehlte Substanz
In Bezug auf Brasilien verwies Foda noch einmal auf die unterschiedlichen Voraussetzungen. Während die „Selecao“ mit Blickrichtung WM auf Topniveau agierte, fehlte den ÖFB-Spielern schon die Substanz. „Das Team ist in jedem Spiel an seine Grenzen gegangen, hat alles investiert. Auch gegen Brasilien war der Wille zu erkennen, nur das Fleisch hat nicht mitgespielt“, sagte Foda.
ÖFB trotz Niederlage optimistisch
Am Sonntag ging die Testserie des ÖFB mit dem 0:3 gegen Brasilien zu Ende. Doch für Teamchef Franco Foda ist die Hochstimmung nach den Siegen gegen Russland und Deutschland kaum getrübt.
Der Teamchef ortete gegen Neymar und Kollegen auch gute Phasen - so etwa nach dem Seitenwechsel. „Da haben wir dann aber eine Kontersituation zum 0:2 zugelassen. Das Zentrum war geöffnet, das darf einfach nicht passieren, auch wenn man nicht in körperlicher Topverfassung bist. Das hat mit einer gewissen Grundordnung zu tun. Wichtig ist, dass wir die richtigen Erkenntnisse ziehen. Das werden wir im nächsten Lehrgang besprechen. So gesehen gibt es auch einige Dinge zu verbessern - keine Frage“, sagte Foda.
Foda freut sich auf Nations League
Bis zum nächsten Treffen dauert es allerdings 85 Tage. Eine Zeit, die Foda nicht untätig sein wird. „Wir werden alles noch einmal aufarbeiten. Was war gut, was war weniger gut? Wir werden uns auch Gedanken über uns selbst machen, was wir hätten besser machen können“, sagte Foda, der ebenso wie seine Assistenten Imre Szabics und Thomas Kristl Beobachtungsreisen zur WM in Russland absolvieren wird. Nach einem kurzen Urlaub stehen dann wieder laufende Spielerbeobachtungen auf dem Programm.
Der nächste Test steht am 6. September in der Generali Arena in Wien gegen Schweden auf dem Programm. Fünf Tage später folgt in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina der Erstauftritt in der neuen Nations League. „Bis dahin gilt es, einen Plan zu entwickeln“, sagte Foda, der dann auch wieder Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro und Michael Gregoritsch zur Verfügung haben wird. Der Teamchef ist jedenfalls jetzt schon motiviert, auch in der Nations League zu reüssieren. „Dann geht es endlich um etwas, darauf freue ich mich.“
Link: