„Selecao“ gut vorbereitet auf WM
Es könnte das letzte fehlende Puzzlestück gewesen sein. Mit einem gelungenen Comeback in der Startformation hat Superstar Neymar eine Woche vor dem WM-Auftaktspiel am Sonntag gegen die Schweiz Brasiliens Hoffnungen gestärkt. Nach einem überzeugenden 3:0-Sieg bei der Generalprobe in Wien gegen Österreich lebt der Traum von der „Hexa“, dem sechsten WM-Titel.
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„Man muss Vertrauen haben und träumen“, sagte Neymar nach dem Match in den Katakomben des Ernst-Happel-Stadions. „Man kann davon reden als Brasilianer und davon träumen. Wir träumen Tag für Tag mehr. Träumen ist nicht verboten.“ Das tat Brasilien auch bereits bei der Heim-WM 2014, damals folgte einer Rückenverletzung von Neymar im Viertelfinale gegen Kolumbien aber im Halbfinale der 1:7-Kollaps gegen den späteren Weltmeister Deutschland.
Fußverletzung kein Thema mehr
Vier Jahre später scheint Brasilien unter Erfolgsteamchef Tite noch besser in Schuss. Die Abhängigkeit von Neymar ist nicht mehr ganz so groß - und er selbst rechtzeitig nach einem Ende Februar erlittenen Mittelfußbruch wieder in Form. „Das Spiel war gut, um Vertrauen zu bekommen“, sagte Neymar über sein seither erstes Match von Beginn an. „Ich fühle mich immer besser vorbereitet auf die WM.“

Reuters/Leonhard Foeger
Neymar durfte auch in Wien seine Muskeln beim Torjubel spielen lassen
Seine Topform bewies Neymar da Silva Santos Junior, wie er mit vollem Namen heißt, mit Zaubertoren beim 2:0-Sieg gegen Kroatien in Liverpool nach herrlichem Solo und in Wien, als er Aleksandar Dragovic austanzte und durch die Beine von ÖFB-Goalie Heinz Lindner zum 2:0 einschoss. Nach 85 Länderspielen ist der 26-Jährige mit nunmehr 55 Toren gleichauf mit Romario die Nummer drei der brasilianischen Bestenliste hinter Pele (77) und Ronaldo (62).
Samba im Wiener Prater
Die Siegesserie der österreichischen Fußballer ist gerissen. Das ÖFB-Team unterlag am Sonntag Brasilien im Wiener Ernst-Happel-Stadion mit 0:3 und blieb damit auch im zehnten Duell mit dem Rekordweltmeister ohne Erfolg.
Schauspielerei oder Kampfsport?
Die ÖFB-Spieler hatten sich mitunter über die theatralischen Einlagen des 222-Millionen-Euro-Mannes beschwert, der noch dazu alle Pfiffe vom Schiedsrichter bekam. Neymar fand das Auftreten der Österreicher etwas rustikal. „Wir haben uns auch auf die UFC (US-Kampfsportserie, Anm.) vorbereitet“, scherzte der Paris-Saint-Germain-Stürmer. „Es gab genug Schläge, aber alle blieben unverletzt.“
Auch Tite sah ein „physisches Spiel mit viel Kontakt“, lobte aber die Art und Weise, wie seine Mannschaft im Hinblick auf die WM - die weiteren Gruppengegner in Russland sind Costa Rica und Serbien - damit umging. „Es war wieder ein Beispiel, dass dieses Team reifer geworden ist“, meinte der Coach, unter dem die „Selecao“ in 21 Spielen erst eine Niederlage kassiert hat. 2018 setzte es in vier Testspielsiegen noch keinen Gegentreffer.

ORF.at/Dominique Hammer
Nicht einig waren sich Österreicher und Brasilianer über den körperlichen Einsatz im Freundschaftsspiel
Den Gegner müde gespielt
Auch den Österreichern fehlte es im Finish an Substanz, um den Rekordweltmeister noch einmal ernsthaft zu gefährden. Tite sah es nüchtern: „Die Gegner werden müde von der Beweglichkeit, die dieses Team hat.“ Vor allem Philippe Coutinho glänzte in einer etwas zentraleren Rolle, die er einst schon bei Liverpool bekleidet hatte. Der Kreativspieler des FC Barcelona wurde im Team erstmals von Beginn an mit Neymar, Gabriel Jesus und Willian vor ihm aufgeboten - so könnte die brasilianische Offensive auch im ersten WM-Spiel am Sonntag (20.00 Uhr) aussehen. „Jetzt beginnen wir, an die Schweiz zu denken“, sagte Tite nach dem gelungenen Auftritt in Wien.
Presse hat WM-Ziel klar definiert
„Es war ein besseres Freundschaftsspiel als erwartet“, befand die brasilianische Zeitung „O Globo“. Daran seien auch die Österreicher und ihre Fans, die WM-Stimmung verbreitet hätten, schuld gewesen. „Hauptverantwortlich war aber die ‚Selecao‘.“ Ähnlich sah es „O Estado“: „Brasilien ist bereit für den Kampf um den WM-Tiel. Gegen einen Gegner, der das Spiel zu stören versuchte, an den Mann ging, und manchmal sogar unnötig hart agierte, setzte sich das Team ohne Probleme durch.“ Noch in der Nacht erfolgte die Weiterreise ins WM-Quartier nach Sotschi. Mit einer klaren Botschaft aus der Heimat, die „O Globo“ formulierte: „Holt den sechsten Stern!“
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